Landtagswahl Kandidat Dr. Leopold Herz (Freie Wähler): Ein Praktiker mit wissenschaftlichem Hintergrund">

Artikel: "Ich kritisiere viel, also muss ich auch antreten"

17. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Landtagswahl Kandidat Dr. Leopold Herz (Freie Wähler): Ein Praktiker mit wissenschaftlichem Hintergrund

Von Riccarda Gschwend |WestallgäuAls kleiner Bub hat Leopold Herz seinem Vater beim Politisieren zugehört - während sie die Eier ihrer tausend Hennen auslieferten. Heute ist der Landwirt aus Wertach selbst politisch engagiert und möchte im Stimmkreis 710 für die Freien Wähler in den Landtag ziehen. Seine persönlichen Chancen schätzt er auf 40 zu 60, aber versuchen will er es auf jeden Fall: "Ich kritisiere viel, also muss ich auch antreten", so seine Devise.

Politisch aktiv ist Herz schon lange: 1997 bis 2007 war er Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband (BBV), seit 2002 ist er im Wertacher Gemeinderat, seit 2002 sitzt er für die Freien Wähler im Kreistag. Dabei war er in seiner Laufbahn keineswegs immer auf eine politische Gruppierung festgelegt: Als Student zum Beispiel sei er in einer liberalen Vereinigung gewesen, erzählt er, und auch in einer CSU-Arbeitsgruppe zur Landwirtschaft habe er sich schon einmal engagiert. Schließlich also hat er sich für die Freien Wähler entscheiden. "Ich habe keine Hassgefühle gegen die CSU", sagt der Wertacher. "Aber ein, zwei Gruppierungen mehr im Landtag wären gut." Dass die Freien Wähler es schaffen, davon ist er überzeugt: Sieben Prozent seien drin, meint er.

Sollte er in den Landtag ziehen, will Leopold Herz seinen Hof dem Sohn übergeben, aber trotzdem noch mitarbeiten. Denn er hält nichts davon, den Bezug zur Arbeit zu verlieren. "Ich bin trotz meines wissenschaftlichen Ausbildung ein Praktiker", sagt er. Auch deshalb hält er es für eine dringliche Aufgabe der Politik, die Hauptschulen zu fördern, gerade im ländlichen Bereich. "Dafür muss das Geld da sein", fordert Herz. Denn wenn Hauptschulen aus den Dörfern verschwinden, verschwinde damit auch ein Stück dörfliche Identität. Auch dass Kinder sich nach der vierten Klasse schon entscheiden müssen, hält er für zu früh. Sein Steckenpferd ist - berufsbedingt - die Landwirschaft. Wobei er auch hier kein Blatt vor den Mund nimmt und Kritik äußert, wo er sie für angebracht hält.

Was er nicht leiden kann, ist ein "Schlingerkurs", wie ihn etwa der BBV manchmal an den Tag lege (Herz ist mittlerweile auch im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, BDM). Zum Beispiel wenn es um Gentechnik geht. "Da will man niemanden verprellen und zeigt sich offen für alles - dabei sollte man doch eine klare Meinung haben", ärgert sich der Gentechnik-Gegner. Damit macht er sich nicht nur Freunde: Kreisobmann ist er nicht mehr. Das Denken in Verbänden findet er problematisch: "Es geht doch um die Sache". Er habe schon intensiv versucht, BDM und BBV zusammen zu bringen.

Zur Zeit bemüht sich der Kandidat darum, sich auch im Raum Lindau bekannter zu machen, wo man ihn noch nicht so gut kennt wie im Oberallgäu. Allzu problematisch dürfte das aber nicht werden, vermutet Herz. "Durch die Landwirtschaft habe ich ja den Kontakt - natürlich auch zu den Obstbauern." Mit dem Landkreis habe er sich schon intensiv beschäftigt, unter anderem durch Lektüre.

Im Oberallgäu ist er dagegen nicht nur durch sein politisches Engagement wohlbekannt - auch in Sportlerkreisen hat der disziplinierte Landwirt, der aktiv Tischtennis spielt und in jungen Jahren Marathon gelaufen ist, einen Namen.

Apropos Disziplin: Seinen Doktor in Agrarsoziologie gemacht hat er erst, nachdem er den elterlichen Hof übernommen und bereits eine eigene Familie gegründet hatte. Täglich fünf Stunden hat er sich in den Dachboden zurück gezogen und über Büchern geschwitzt. "Das war natürlich hart - aber ich würde es wieder machen", sagt er rückblickend. Denn seinen Horizont zu erweitern, das hält er für wichtig.