Kempten Kein deutscher Vertreter mehr in der Champions-League. Dennoch wird in Kempten der morgigen Halbfinalpartie entgegengefiebert. Unser Mitarbeiter Roland Wiedemann sprach mit Gareth Gilks (56), Gründungsmitglied des FC-Liverpool-Fanclubs Kempten und Wirt des Vereinslokals 'James' über die 'Reds', die Anfield Road und das Duell gegen den FC Chelsea.
Herr Gilks, 0:1 verloren im Hinspiel, wie schätzen Sie die Chancen des FC Liverpool ein?
Gilks: 0:1 - das ist auswärts ein gutes Ergebnis gegen Chelsea. Da ist noch alles drin. Ich denke, wir werden es schaffen.
Sind Sie im Rückspiel im Stadion?
Gilks: Leider nein. Es gibt nur Tickets für die Fans, die bei den Champions-League-Spielen vorher schon im Stadion waren. Ich werde mir das Spiel mit Freunden im Fernsehen anschauen.
Es muss hart sein, als FC-Liverpool-Fan in Kempten zu leben. Immerhin sind es über 1300 Kilometer bis zur Anfield Road?
Gilks: Oh, das geht schon. Ich fliege mit meinen Kumpels vom Kemptener Fanclub regelmäßig nach Liverpool. In dieser Saison waren wir schon achtmal dort - zuletzt Ende März. Wir haben Arsenal 4:1 geschlagen. Ein phantastisches Spiel.
Was kostet der Spaß?
Gilks: Mit 250 bis 300 Euro muss man rechnen - ohne Zeche. Aber das ist die Sache wert. Bis jetzt war jeder vom Fanclub, der mit auf die Insel geflogen ist, total begeistert.
Waren Sie schon immer Liverpool-Fan?
Gilks: Ehrlich gesagt nicht. Ich bin in Wales aufgewachsen und kam mit 20 Jahren nach Liverpool. Bis dahin spielte ich Rugby. Aber Liverpool ist eine fußballverrückte Stadt. Da musst du ins Fußballstadion gehen. Die Frage ist nur: bist du ein Roter oder ein Blauer. Rot steht für den FC Liverpool und Blau für den FC Everton, den zweiten Premier-League-Club in Liverpool. Ich habe mich für Rot entschieden. Der FC Liverpool hat damals in den 70er Jahren so ziemlich alles gewonnen.
Was ist das Besondere am FC Liverpool?
Gilks: Die Atmosphäre im Stadion an der Anfield Road ist einzigartig. Da feuert jeder, aber auch wirklich jeder seine Mannschaft an. Ich behaupte, so etwas gibt es in keinem anderen Stadion der Welt. Unter der Woche treffen sich die Hardcore-Fans in den Kneipen, um ihre Gesänge fürs Wochenende zu üben.
Im Sommer soll mit dem Bau eines neuen Stadions begonnen werden. Muss das sein?
Gilks: Ich denke schon, so schön es an der Anfield Road war. Ich freue mich auf das neue Stadion, das größer sein wird. Wir werden die Atmosphäre von der Anfield Road einfach in die neue Arena mitnehmen.
Wie war das, als Sie als Liverpool-Fan nach Deutschland kamen?
Gilks: Das liegt 27 Jahre zurück. Anfang der 80er Jahre war es schwierig, von Kempten aus die Premier League zu verfolgen. In den Zeitungen fand man fast nichts über den FC Liverpool und im Fernsehen wurde auch wenig über den englischen Fußball berichtet. Das ist inzwischen Gott sei Dank anders.
Und wie kam es zur Gründung des FC Liverpool-Fanclub in Kempten?
Gilks: Ich habe ein paar Engländer kennen gelernt. Das war im Shamrock, einem Irishpub, das es heute nicht mehr gibt. Wir stellten fest, dass wir alle FC-Liverpool-Fans sind. Also gründeten wir einen Fanclub. Inzwischen haben wir über 100 Mitglieder - die meisten davon sind Deutsche. Soweit ich weiß, ist unser Club der einzige offizielle FC- Liverpool-Fanclub in Deutschland.
Was war Ihr schönstes Erlebnis mit den Reds?
Gilks: Das Champions-League-Finale 2005 in Istanbul, als wir 0:3 hinten lagen und dann im Elfmeterschießen noch gewannen. Ich war mit meinem Freund Dave im Stadion.
Was halten Sie von Michael Ballack und dem FC Chelsea?
Gilks: Ich gebe Ballack noch eine Saison in London, mehr nicht. Der FC Chelsea ist ein Verein ohne Tradition, ein Emporkömmling. Der große Rivale vom FC Liverpool ist nicht Chelsea, sondern Manchester United.
Im Finale könnte es zu einem Aufeinandertreffen mit dem Erzrivalen kommen. Wie wäre das?
Gilks: Nicht so toll. Mir wäre der AC Milan und eine Wiederholung des Finales von 2005 lieber. Aber davon sind wir noch weit entfernt. Der FC Chelsea ist ein harter Brocken.
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