Von Sylvia Rustler |HeimertingenWenn Armin Bauer am Ende der Woche die Rathaustür in Heimertingen abschließt, macht er sich danach meist auf den Weg ins Westallgäu. Denn bevor er vor knapp vier Monaten den Chefsessel in Heimertingen erklommen hat, lenkte Bauer 24 Jahre lang die Geschicke der 70 Kilometer entfernten Gemeinde Oberreute, wo er seinen Hauptwohnsitz hat. Aber sein Werdegang ist nicht das Einzige, was an Bauer ungewöhnlich ist.
Zu Beginn seiner Bürgermeister-Karriere im Westallgäu war Bauer gerade einmal 28 Jahre alt und damit der zweitjüngste Rathauschef in Bayern. Jetzt, zum Auftakt seiner zweiten großen Aufgabe, hat er den zweiten akademischen Abschluss in der Tasche. Im Alter von 56 Jahren hat er in diesem Jahr sein Studium als Wirtschaftsjurist erfolgreich beendet. Gestern hat Bauer Zwischenbilanz gezogen: "Ich fühle mich in Heimertingen pudelwohl."
Aber der Reihe nach. Bauer wächst in Sinsheim bei Heidelberg auf. Er absolviert eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann, macht den Verwaltungswirt und holt das Abitur nach. Die Liebe zu seiner Frau, einer Memmingerin, verschlägt ihn ins Allgäu. 1981 wird er Bürgermeister in Oberreute. "Ich bin da so reingerutscht. Eigentlich wollte ich immer Polizist werden."
Doch das Amt wird ihm schnell zur Passion, er baut den Kindergarten neu und nimmt die Ortskernsanierung in die Hand. Ausgelastet ist er damit offenbar aber nicht. Von 2002 bis 2005 studiert Bauer nebenbei Wirtschaftswissenschaften und hat danach vom Lernen immer noch nicht genug: Deshalb legt er 2005 sein Amt nieder und studiert Jura.
"Mit Disziplin und Fleiß"

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"Für mich ist das Lernen eine Lebensaufgabe. Das Studium war tierisch anstrengend, aber ich habe es mit Vollgas durchgezogen - mit Disziplin und Fleiß." Zum Ausgleich fährt Bauer damals wie heute ein lieb gewordenes, "aber nicht mehr taufrisches" BMW-Motorrad. "Ich bin allerdings ein Schönwetter-Fahrer. Wenn ich einmal nass werde, stelle ich das Motorrad drei Wochen in die Garage und schaue es nicht mehr an."
Die "Bürgermeisterei" lässt Bauer nach dem Studium aber nicht los. So bewirbt sich er sich in Heimertingen. "Heimertingen hat sehr gute Perspektiven. Es stehen aber auch viele Aufgaben an, die man lösen muss. Das macht die Arbeit interessant", betont der 56-Jährige. Die letzten Monate hat er erst mal die Lage "sondiert". Anpacken will er unter anderem die Wasserquellen, die Kanal- und die Ortsstraßensanierung. "Mir macht es Spaß hier. Der Gemeinderat ist eine schöne homogene Einheit, die an einem Strang zieht." Und was sind die Unterschiede zum Westallgäu? "Die Arbeit ist die gleiche." Unterschiedlich sei der Menschenschlag. "Die Westallgäuer sind burschikoser und rauer.
" "Bodenständig" sei man zwar auch in Heimertingen, aber hier sei man doch "städtisch ausgerichtet". Apropos, kommt als dritte Kommune vielleicht eine Stadt? "Irgendwann ist Schluss", lacht Bauer. "Ich bin ein Dorfmensch und ich bleibe ein Dorfmensch."