Von Reinhold Löchle|RonsbergMusik übertönt den Maschinenlärm, künstlicher Nebel zieht durch die Halle, in weiße Hygienemäntel gekleidete Menschen ziehen ein: Die Show für die neue, 50 Meter lange Druckmaschine bei Huhtamaki Ronsberg beginnt. Vertreter des US-Großkunden Kraft Foods, der Konzernspitze in Finnland, von Lieferanten, der Kommunalpolitik und natürlich das Ronsberger Huhtamaki-Team selbst feiern die Sechs-Millionen-Investition. Denn sie sichert dem Konzernstandort im Ostallgäu einen Großauftrag und damit den dort Beschäftigten ihre Jobs. Und nicht zuletzt soll durch sie der Genuss von Milka-Schokolade einfacher werden.
Der 'Value Added Flow Pack' für Milka lässt die Ronsberger derzeit so strahlen. Was übersetzt 'Schlauchbeutel mit Mehrwert' heißt und eigentlich wenig spektakulär klingt. Doch verbergen sich dahinter mehrere Jahre Entwicklungsarbeit - und für den Fan von Milka-Schokolade fast eine Revolution. Denn er muss bei der 100-Gramm-Tafel bald Abschied nehmen von der Papierhülle und der Alu-Folie darunter. Künftig stecken die süßen Riegel in einer Kunststoffhülle. Der Käufer von 300-Gramm-Tafeln kennt dies bereits. Der Clou: Die Verpackung lässt sich wieder verschließen.
Das neue Milka-Kleid erinnert ein bisschen an die quadratisch-praktische Ritter-Konkurrenz. Deren so genannte Knickpackung ist wie die wiederverschließbare Kunststoffhülle der Milka eine Erfindung aus dem Hause Huhtamaki.
Bis zu 60 Millionen Quadratmeter Verpackungsfolie jährlich - das reicht für 1,5 Milliarden 100-Gramm-Tafeln - sollen künftig über die neue Anlage laufen. Diese kann nicht nur bis zu elf Farben aufbringen, sondern fügt auch zwei hauchdünne Folien mit einem lösemittelfreien Kleber zusammen. Partiell wird noch ein Kaltkleber aufgebracht: Er hilft, eine aufgerissene Packung wieder zu verschließen.
Neue Halle gebaut
Schon 1998 wurden die ersten Gespräche zwischen Huhtamaki und Kraft Foods (USA) in dieser Sache geführt, blickte Gerhard Bayer, Geschäftsführer bei Huhtamaki Ronsberg, bei der Feier zurück. 2005 dann die Entscheidung, die Milka neu zu verpacken. Bis dann aber in Ronsberg die neue Druckmaschine lief, mussten erst noch eine neue Halle gebaut und eine Druckmaschine versetzt werden.
Aber das waren nicht die größten Hürden, die es zu überwinden galt. 'Wir mussten uns gegen andere Standorte im Konzern und gegen Anbieter in Billiglohnländern durchsetzen', berichtet Vertriebschef Carsten Grams. Für ihn und Geschäftsführer Bayer liegen die Gründe auf der Hand, weshalb letztlich Huhtamaki Ronsberg den Zuschlag erhielt: Effizienz und Qualität siegten vor günstigeren Preisen.