Volksmusik im Zusammenspiel mit hartem Rock? Weshalb nicht! Gepflegter mehrstimmiger Gesang, unterbrochen von schmissigen Jodlern? Aber schon gar kein Problem! Wer derart entschieden und klar und deutlich auf oben gestellte Fragen antwortet? Hubert von Goisern nennt sich der Mann, der vor 56 Jahren als Hubert Achleitner das Licht der Welt erblickte. Im oberösterreichischen Bad Goisern geschah dies, und die Liebe zu seiner Heimat muss schon immer sehr groß gewesen sein. Als sich der 27-jährige Achleitner entschied, seine Brötchen als Musiker zu verdienen, sollte möglichst ein griffiger Künstlername her. Er hat ihn mit Blick auf seine Geburtsstätte gefunden: Hubert von Goisern.
Nun sollte man sich freilich nicht vom Namen alleine täuschen lassen. Was zunächst nach ländlichen, vertrauten Melodien, Bergen, Seen und heiler Welt klingt, ist auf den zweiten Blick vor allem eines: spannende Weltmusik, die sich weder vor Experimenten, noch vor fremden Einflüssen fürchtet. Am Samstag (20 Uhr) will Hubert von Goisern zusammen mit seinen Bandkollegen auf dem Gelände vor dem Festspielhaus in Füssen beweisen, dass sich vermeintliche musikalische Gegensätze mitunter anziehen können.
Brotkrumen als Hilfsmittel
"Die Töne", hat Hubert von Goisern einmal gesagt", "sind wie die Brotkrumen im Märchen ,Hänsel und Gretel. Sie bringen mich immer zur nächsten Station meines Lebens." Der Mann muss schon viele Brotkrumen gefunden haben. Jedenfalls ist er ordentlich herumgekommen auf dieser Welt.
Zum Studium der Gitarre in Toronto, zum Erlernen der Nasenflöte auf den Philippinen, zum Kampf gegen die Apartheid in Südafrika, zum Besuch bei seiner Bekannten Jane Goodall in Afrika oder zur Unterstützung geistig Gleichgesinnter in Tibet.
Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen, sagt der Musiker, liege ihm besonders am Herzen. Immer neue Erkenntnisse, immer neue Erfahrungen. Andere Glaubensbekenntnisse, andere Gesellschaftstheorien. Ein Jahr ohne weite Reisen kann sich Hubert von Goisern nicht vorstellen. Seine Musik ist von diesem Leben ohne Rast geprägt. Weltmusik, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber auch Musik, die nicht nur unterhaltend wirkt, sondern nachdenklich machen soll. "Mir ist zwar wichtig, die Leute glücklich zu machen. Ich will sie aber auch zum Nachdenken anregen", sagt von Goisern.
Seine Worte zu bestimmten Themen sind ebenso deutlich, wie die Antworten zu Fragen über seine Musik. So klagt der 56-Jährige: "Das Kapitel Tibet ist eine Schande für China." Und er wird nicht müde, sich für Menschen und ihre Rechte in diesem Gebiet Asiens einzusetzen. Wie gesagt: ein Weltmusiker, mit Blick weit über seinen Heimatort hinaus, dieser Hubert von Goisern.