SPD Heimische Genossen reagieren zum Teil bestürzt auf Nachrichten von der Bundespartei - CSU fordert Klärung in Sachen Linkspartei">

Artikel: Hoffnung auf Neuanfang

9. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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SPD Heimische Genossen reagieren zum Teil bestürzt auf Nachrichten von der Bundespartei - CSU fordert Klärung in Sachen Linkspartei

Von Silke Maul | Kaufbeuren Große Bestürzung löste der Wechsel an der Spitze der Bundes-SPD zum Teil bei den Genossen in Kaufbeuren aus. Wie berichtet, hatte Parteichef Kurt Beck seinen Rücktritt eingereicht, Franz Müntefering soll den Parteivorsitz wieder übernehmen und Außenminister Frank-Walter Steinmeier wurde zum Kanzlerkandidaten gekürt. Catrin Riedl-Schmied, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Kaufbeuren-Stadt, hatte keinesfalls mit dieser Entwicklung gerechnet. Das Beck die Geschäfte hinwarf, findet sie aber verständlich.

"Am Ende grenzte die Art, wie er behandelt wurde, ja schon fast ans Unmenschliche. Dabei hat er seine Sache nicht einmal ganz schlecht gemacht." Nur in der Debatte um die Linke sei Beck nicht konstant genug verfahren und er habe zudem zu wenig Einfluss auf die führende hessische SPD-Politikerin Ypsilanti genommen. Franz Müntefering als Parteivorsitzender ist für die Sprecherin der Kaufbeurer SPD-Stadtratsfraktion der klassische Sozialdemokrat, auf den man für eine Weile setzen könne. Die allgemeine Stimmung unter dem Motto "Jetzt pack mers wieder" hofft Riedl-Schmied auch bei den Landtagswahlen zu spüren. "Wir müssen von der Personaldiskussion wieder zur Programmdiskussion zurückkehren, dann erleben wir hoffentlich einen Neuanfang."

Dagmar Werner, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Kaufbeuren und Neugablonz, nahm die Nachricht vom Rücktritt Becks mit Bestürzung und Trauer auf: "Wir bedauern sehr, dass Kurt Beck sein Amt niedergelegt hat. Er hat die Partei mit Mut und Menschlichkeit geführt und immer versucht, die beiden Flügel der Partei zusammenzuhalten."

Die Gründe, die zu Becks Rücktritt führten und über die zurzeit noch heftig diskutiert wird, seien keinesfalls gutzuheißen, aber die Partei müsse gerade jetzt gemeinsam die inhaltliche politische Diskussion weiterführen. Und die Parteibasis dürfe, wie in diesem Fall, nicht außen vor bleiben, so Werner.

Für die in Bayern bevorstehenden Landtagswahlen seien die derzeitigen Ereignisse in Berlin nicht wirklich vorteilhaft. Deshalb müsse man die Bundespolitik außen vor lassen und dem Volk eher die Konzepte der bayerischen SPD näher bringen, erläutert Werner weiter.

Dem Kaufbeurer CSU-Vorsitzenden Stephan Stracke dagegen leuchtet der Führungswechsel durchaus ein: "Kurt Beck hat den Links-Trip der SPD gefördert, anstatt gegen ihn anzugehen." Überhaupt sei der Job eines Fußballtrainers im Vergleich zum SPD-Vorsitz im Moment ein sehr sicherer Job.

Stracke bezeichnete außerdem Steinmeier und Müntefering als "letztes Aufgebot" einer inhaltlich und personell ausgezehrten Partei. Für die Landtagswahlen in Bayern müsse die SPD abklären, wie es um die Zusammenarbeit mit Lafontaine und der Linkspartei steht. In Bezug auf die Koalition steht laut Stracke zu befürchten, "dass die SPD nicht in der Lage ist, die anstehenden Projekte umzusetzen, die die Koalition sich vorgenommen hat." Dies könne Deutschland nicht gut tun, so Stracke.