Von Martin Frei Buchloe Die Buchloer Firma Hörmann, bisher vor allem für Ställe, Hallen und Solartechnik bekannt, will auch mit Holzgas-Blockheizkraftwerken (BHKW) an den Markt gehen. Beim Besuch der bayerischen Europaministerin Emilia Müller am Montagabend im Unternehmen (siehe weiteren Artikel) wurde ein entsprechender Prototyp der Öffentlichkeit vorgestellt. Weitere Anlagen und Testreihen sollen in diesem Jahr folgen, die Serienreife ist für 2008 angestrebt.
'Die Idee entstand aus unserem engen Kontakt mit der Landwirtschaft. Aber ich denke, dass der Einsatzbereich weit über sie hinaus geht', so Firmenchef Rolf Hörmann. Die dezentrale Gewinnung von Strom und Wärme durch Vergasung von Holz-Hackgut sei eine Technologie, die in vielen Bereiche und 'eigentlich überall auf der Welt anwendbar ist'.
Bereits seit 2005 beschäftige sich die Energietechnik-Sparte des Unternehmens intensiv mit Holzvergasungs-Technik. Anfang 2006 wurde dann in einer Halle des Unternehmens ein Prototyp gebaut, der seit dem Frühjahr läuft. Das Ungetüm aus vielen silbern glänzenden Rohren, Behältern und dem zentralen, mehrere Meter hohen, zylinderförmigen Gaserzeuger wird seither auf Herz und Nieren getestet und immer wieder leicht verändert.
Besonders achteten die Entwickler darauf, dass die Anlage auch mit minderwertigerem Holz wie Wipfelholz oder Baum- und Strauchschnitt beschickt werden kann, ohne dass die Abgaswerte aus dem Ruder laufen oder der Wirkungsgrad darunter leidet, so Bruno Merz, Leiter der Energietechnik-Sparte. Durch die integrierte Vortrocknung des Brennstoffs sei auch dessen ursprünglicher Feuchtegrad nicht mehr entscheidend.
Die Technologie der Holzvergasung ist schon relativ alt - beispielsweise gab es wegen des Spritmangels im Zweiten Weltkrieg Traktoren, die so arbeiteten, für die aber hochwertiges Brenngut notwendig war. Ein System, mit dem Rest- und Abfallholz effektiv und umweltschonend in Strom und Wärme umgewandelt werden kann, sei neu auf dem Markt, so Merz und Hörmann.
Neben der bestehenden Anlage, die eine elektrische Leistung von 150 Kilowatt bringt, ist für dieses Jahr der Bau von zwei weiteren Testanlagen in verschiedenen Größen geplant. 'Wir wollen diese Null-Serie erst richtig durchtesten, damit wir mit einem ausgereiften Produkt an den Markt gehen können.' Dies soll dann 2008 erfolgen - die entsprechenden Werbeprospekte sind schon gedruckt. Angeboten werden dann Anlagen mit elektrischen Leistungen von 220 und 440 Kilowatt. Diese verbrauchen gut 1000, beziehungsweise 2000 Tonnen Brennstoff pro Jahr. Falls die Holzzufuhr oder die Vergasungsanlage einmal ausfallen sollten, kann das BHKW laut Merz auch 'problemlos' mit Pflanzenöl betrieben werden. Den Kundenkreis für die Neuentwicklung sieht Hörmann vor allem bei Kommunen und mittelständischen Unternehmen.
Bislang keine Förderung
Trotz Investitionen von rund einer Million Euro, die Hörmann bisher 'mit vollem Risiko' in das neue Produkt gesteckt habe und einer Anfrage beim bayerischen Wirtschaftsministerium sei das Projekt bisher von öffentlicher Seite nicht gefördert worden, klagte Hörmann. Staatsministerin Müller versprach nach dem Rundgang kurzerhand zusammen mit der Landtagsabgeordneten Angelika Schorer, die entsprechenden Stellen zu informieren und stellte unter Umständen auch Fördermittel der EU in Aussicht: 'Die Innovation hier ist enorm. Das ist ein Potential, das man fördern sollte', so Müller.
Am Rande des Besuchs kündigte Hörmann eine weitere Veränderung an: Sobald mit der Bahn als Eigentümerin Einigkeit besteht, will die Firma ihr Areal um ein 10000 Quadratmeter umfassendes Grundstück vergrößern und eine etwa 3000 Quadratmeter große Halle errichten. Dort soll die Produktion für Hallenteile effektiver gestaltet werden. Im Zuge der Erweiterung soll die Mitarbeiterzahl von derzeit insgesamt 270 weiter steigen.