Dillishausen (ofr). - Nicht nur die großen Flüsse, auch kleine Bäche wurden in den 50er und 60er Jahren in großem Umfang begradigt, vertieft und in Betonkorsetts gezwängt. Mit den Folgen dieser Entwicklung - darunter die immens gestiegene Hochwassergefahr - müssen sich die Kommunen bis heute herumschlagen. Einen Bach sicherer und gleichzeitig naturnäher zu machen - das wurde beim Gewässertag in Dillishausen deutlich - ist nur bei einer Kooperation aller Anliegergemeinden sinnvoll. Veranstaltungen wie der Gewässertag, an der Bürgermeister, Behördenvertreter und Wasserexperten teilnahmen, sollen deshalb die Zusammenarbeit in Sachen Hochwasserschutz und Renaturierung vertiefen. Ähnlich wie bei der Forstreform, sind die Gemeinden auch beim Unterhalt so genannter 'Gewässer dritter Ordnung' zu mehr Selbstverantwortung verpflichtet worden. Allerdings erheblich früher: Seit 1995 sind sie für kleine Bäche wie etwa die Gennach oder die Salach selbst zuständig - Kosten inklusive.
Schwierige finanzielle Lage Angesichts der nicht gerade rosigen finanziellen Lage der Gemeinden müsse man sowohl beim Hochwasserschutz wie auch bei der Renaturierung der Bachläufe deshalb einen 'einen gangbaren Mittelweg' finden, betonte der Kaufbeurer Flussmeister Horst Freitag, der im Auftrag des Wasserwirtschaftsamtes Kempten vielen Bürgermeistern bei derartigen Projekten beratend zur Seite steht. Im Unterschied zu den hohen Kosten für Hochwasserschutz-Bauten falle der reine Gewässerunterhalt weniger ins Gewicht. Hier rät Freitag zum 'kontrollierten Zuschauen'. Ähnlich wie beim Flächennutzungsplan, das ist das langfristige Ziel, sollen die Gemeinden auch bei der Gewässerentwicklung ein planerisches Konzept erstellen, das festlegt, wie sie mit ihren Bächen in den kommenden Jahren umgehen wollen. Nichts zu tun und der Natur ihren Lauf lassen, das können sich die Gemeinden nicht erlauben, meint Josef Freuding, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Ostallgäu. 'Die Kulturlandschaft ist vom Menschen geschaffen worden und wird immer den Menschen erfordern'. Die Vielfalt der Gewässer und der Hochwasserprobleme innerhalb des Landkreises sei gewaltig. Bei ihrer Lösung sei in Zeiten leerer Kassen viel Kreativität gefragt. Hintergrundinformationen von Fachleuten hatte sich auch der Gastgeber des Gewässertags erhofft. Neben dem Erfahrungsaustausch mit seinen Bürgermeisterkollegen waren für Lamerdingens Gemeindechef Hanspeter Eberhardt vor allem auch rechtliche Fragen interessant. Bei Hochwasserschutz-Bauvorhaben, diese Erfahrung konnte Eberhardt beim Salach-Ausbau machen, 'müssen die Anlieger von Anfang an mit ins Boot'. Es gelte, bereits vorher die Zusammenhänge zu erkennen und nicht allein planlos drauflos zu arbeiten.