Von falschen Messdaten war die Rede, von unqualifizierten Erhebungsmethoden, verwirrenden Zahlen und dem Versuch, den Bürgern etwas gegen ihren Willen "aufdrücken" zu wollen: Wie bei der Bürgerversammlung im vergangenen November sind die Emotionen beim Erörterungstermin zum Thema "Zukunftsfähige Wasserversorgung" der Gemeinde Tannheim hochgekocht. In einer vier Stunden langen, teils hitzigen Auseinandersetzung zwischen Gemeinde, Landratsamt und Bürgern "konnte nicht alles geklärt werden", so Stefanie Bürkle, Erste Landesbeamtin des Biberacher Landratsamts. Klar war am Schluss aber, dass die rund 50 anwesenden Einsprucherheber die Müller Gerd Graf und Johann Georg Dolderer in ihren Forderungen unterstützen und gegen einen Beitritt zum Zweckverband Illertalwasserversorgung (ZVI) mit den Gemeinden Berkheim und Kirchdorf sind.
Versorgung an "Spitzentagen" sichern
Graf und Dolderer sind gegen den Antrag der Gemeinde, dass im Notfall bis zu zwölf Liter Wasser pro Sekunde aus den Wolfslochquellen entnommen werden dürfen. Eine Genehmigung für diese zwölf Liter aber ist Voraussetzung für einen Beitritt zum Zweckverband. Um die Versorgung Tannheims an "Spitzentagen" zu sichern - also im Falle eines Feuerwehreinsatzes oder an heißen Sommertagen, an denen der Tiefbrunnen "Opfinger Stock" ausfällt - sind laut Berechnungen 8,1 Liter in der Sekunde notwendig. Mit dieser Maximal-Menge wären die Müller einverstanden, wie sie zu verstehen gaben.
Rechtsanwalt Peter Lorenz aus Memmingen - der juristische Vertreter der Müller - schlug vor, aus dem bisherigen einen Verfahren zwei zu machen, also über die Entnahme der 8,1 Liter an Spitzentagen und der zwölf Liter im Notfall gesondert zu entscheiden. "Das ist letztlich eine kommunalpolitische Entscheidung, über die der Gemeinderat abstimmen muss", so Landesbeamtin Bürkle.
"Eine Entkopplung ist kommunalpolitisch schwer", sagte Tannheims Bürgermeister Thomas Wonhas. Zeit, ein zweites Verfahren zu beantragen, gebe es nicht. Der ZVI fordere eine schnelle Entscheidung. Für jeden Gemeinderat sei es nun eine "sehr schwierige Frage", ob er für oder gegen den Beitritt zum Verbund stimmt. "In dem Moment, in dem wir aus einem Verfahren zwei machen, hat sich die Verbundlösung erledigt", so der Rathauschef.