Kempten | bec | Kinder schützen und ihren Eltern helfen, "ohne dass gleich das böse Jugendamt anklopft". So umschrieb Jugendamtsleiter Matthias Haugg die Aufgaben der "Koordinierenden Kinderschutzstelle" - oder kurz Koki -, die 2009 unter dem Dach des Kemptener Jugendamts eingerichtet werden soll.
Durch die Koki, ein "soziales Frühwarnsystem", sollen Risikofamilien rechtzeitig erfasst werden, damit man ihnen dann zielgerichtet Hilfe anbieten kann. Laut Haugg wird die Einrichtung, für die die Stadt 1,5 Planstellen schaffen will, vom Freistaat gefördert.
Bei Koki, erläuterte Haugg im Jugendhilfeausschuss, geht es um benachteiligte Familien und natürlich um deren Kinder. Menschen, die in Armut oder schlechten Wohnverhältnissen leben, überforderte Eltern, die ihre Kinder wegen Alkohol- oder Suchtproblemen und auch wegen psychischer Erkrankungen zu vernachlässigen drohen. "Wir wollen diesen Menschen frühzeitig Unterstützung anbieten", machte Haugg deutlich. Wie diese Unterstützung aussieht, erklärte Haugg mit einem Drei-Stufen-Plan.
Das Netzwerk: Zunächst geht es darum, ein dichtes Netzwerk aufzubauen. Dazu gehören sollen sämtliche Stellen, die direkt oder indirekt mit Kindern zu tun haben wie Hebammen, Geburtskliniken, Kinderärzte, Kinderschutzbund aber auch Schuldnerberatungsstelle oder Wohnungsamt. "Wichtig ist, dass die Stellen voneinander wissen und über die Arbeit der anderen informiert sind", meinte Haugg. Dann könne beispielsweise der Kinderarzt die betroffene Mutter an die Schuldnerberatung weiterleiten. Kommt man mit dem Netzwerk nicht mehr weiter, geht der Fall an die
Aufsuchende Hilfe: Die Fachleute der Koki gehen dann direkt zu den Betroffenen. In persönlichen Gesprächen wird versucht, Probleme zu erörtern und die Familien an die jeweiligen Fachstellen weiterzuleiten. Stößt man auch hier an seine Grenzen, wenden sich die Mitarbeiter der Koki an den

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Bezirkssozialdienst: Er ist an das Jugendamt angeschlossen. Haugg erläuterte: "Diese Stelle schreitet ein, wenn es nicht mehr darum geht, ob man helfen kann, sondern dass man helfen muss."
Generell, so der Jugendamtsleiter, gehe es darum, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen.
Und das nicht, weil in Kempten der Bedarf so groß oder das Netzwerk der Einrichtungen so schlecht sei: "Aber diese Förderung nicht anzunehmen, wäre schon fast fahrlässig", betonte Haugg. Schließlich gebe es immer Verbesserungen.
Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses zeigten sich erfreut über die geplante Einrichtung. Nun geht das Thema noch in den Personalausschuss, weil es eben um neue Stellen geht.