Marktoberdorf/Kaufbeuren/Ostallgäu (rel). - Gerade zwei Monate ist 'MODwerk' am werkeln, und schon zeichnen sich Erfolge ab: Drei Jugendliche fanden bereits Arbeit. Thomas Liebner, Leiter der 'Arbeitsgemeinschaft Grundsicherung für Arbeitsuchende Ostallgäu' (Arge) gab denn auch bei der Vorstellung des vorerst auf ein Jahr angesetzten Sonderprojektes für Langzeitarbeitslose unter 25 Jahren in Marktoberdorf (wir berichteten bereits kurz) als Ziel aus: 'Wir wollen danach 40 bis 60 Prozent in Arbeit und Ausbildung haben'. Derzeit nehmen zwölf junge Männer und zwei Frauen aus dem Ostallgäu und Kaufbeuren an dem Projekt teil. Es wurde von der Arge, die von der Agentur für Arbeit und dem Landkreis Ostallgäu getragen, ins Leben gerufen. Der DEKRA Akademie als Träger des Projektes kommt die Aufgabe zu, die Jugendlichen in Theorie und Praxis zu betreuen. Das geschieht in der Gruppe und in Einzelgesprächen, wie Projektleiter Heiner Franzke berichtet. Dazu gehören eine Stärken-Schwächen-Analyse, die Suche nach dem 'richtigen' Ausbildungsberuf, der gesamte Komplex Bewerbung, Motivationstraining und manches mehr. So versteht Franzke seine Tätigkeit zum Teil auch als Sozialarbeit: 'Wir wollen die jungen Leute dazu anleiten und motivieren, einen Job zu suchen und zu finden.' Zum Erfolg soll auch eine Einführung in EDV und Textverarbeitung beitragen. Für die handwerkliche Seite ist Werkstattleiter Wolfgang Drechsel zuständig. Der 48-jährige Maschinenbautechniker war selbst zwei Jahre ohne Job, bevor er diese Aufgabe übertragen bekam. Gleich ob aus drei Fahrräder eines machen, einen kaputten Schrank reparieren, ein Zimmer malen oder einen Umzug bewerkstelligen: Der Rettenbacher soll die jungen Männer und Frauen ans sorgfältige Arbeiten heranführungen, Techniken vermitteln, zeigen wie was funktioniert. Allerdings arbeiten die jungen Menschen für 1,50 Euro pro Stunde (zusätzlich zum Arbeitslosengeld) nicht für den freien Markt, sondern - nach einer gewissen Anlaufphase - ausschließlich für Hartz IV-Empfänger. Ihre erste Aufgabe war, das ehemalige Lager, in das 'MODwerk' einzog, für die neue Nutzung umzubauen.
Praxis und Bewerbungshilfe Die Kombination aus praktischer Erfahrung und Bewerbungshilfe sei ganz wichtig für die Teilnehmer, betonen Franzke und Drechsel. 'Das passt hier schon', bringt es Björn Pagel (24) auf einen Nenner. Er hat Maurer gelernt und will wieder auf den Bau zurück. Zwei Jahre ohne Stelle war Torsten Barkowsky (22), bevor er zu MODwerk kam. Der Maler und Lackierer hat ein Problem: Er hat noch keinen Führerschein. Und den braucht er in seinem Beruf. So zwackt er sich von seinem derzeitigen kleinen Einkommen noch Geld ab für die Fahrschule ab. Für Thomas Schrepper beginnt im Herbst ein Vorbereitungslehrgang für eine Maler- und Lackiererlehre. Eigentlich noch 'für alles offen' ist Daniel Ritter (19). Glücklich wäre er jedochwenn er einen Ausbildungsplatz zum Musikalienhändler fände.'Mit dem Projekt liefern wir ein Beispiel dafür, dass wir sehr aktiv sind, um der Problematik der Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen entgegenzuwirken', betonte Peter Litzka, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Kempten und sprach von 'innovativen Ideen von besonderer Bedeutung. Allerdings sei das Problem nicht auf einmal zu lösen. Für Landrat Johann Fleschhut ist es ein 'guter Schritt', der hier getan werde und über das Übliche an Eingliederungshilfe hinausgehe. Auch lobte er die Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Arbeitsagentur. Im Mai habe es im Ostallgäu 113 Arbeitslose unter 25 Jahre gegeben - 'und das sind 113 zuviel', sagte Arge-Chef Liebner bei der Präsentation von MODwerk. Martin Baetz von der Dekra Akademie berichtete, 16 Jugendlichen könnten an dem Projekt teilnehmen. Für sie gilt die 30-Stunden-Woche. Ein Kurs dauert höchstens ein Jahr. Findet jemand früher Arbeit, kann ein anderer nachrücken. Drei Jugendliche wechselten bereits auf eine sozialversicherungspflichtige Stelle, und zwar im hauswirtschaftlichen und gärtnerischen Bereich.