Kempten | mor | Es sind weitreichende und oft sogar lebenswichtige Entscheidungen, die in Krankenhäusern getroffen werden. Soll beispielsweise eine 88-Jährige, die nach einem Schlaganfall an Schluckbeschwerden leidet, wieder fit für ihr Leben daheim gemacht werden? Oder soll sie eine Magensonde bekommen, die gleichzeitig einen Aufenthalt im Heim nach sich ziehen würde? Um schwierige Fragen wie diese künftig besser beantworten zu können, hat das Klinikum Kempten-Oberallgäu ein zehnköpfiges Ethik-Komitee ins Leben gerufen.
Das Klinikum gehört damit zu den Vorreitern in der Region. Dabei soll es nicht nur um konkrete Fälle gehen. Aufgabe des Gremiums wird es auch sein, die Klinikmitarbeiter für ethische Fragen zu sensibilisieren.
Privatdozent Dr. Rupert Scheule von der Uni Augsburg griff in seinem Vortrag "Ethisches Gespür im Klinikalltag" auf das Beispiel der 88-jährigen Schlaganfallpatientin zurück. Dabei sei es Aufgabe des Ethik-Komitees, neben der medizinischen Sicht auch die sonstigen Lebensverhältnisse der Patienten im Blick zu haben. Scheule: "Das Komitee ist keine administrative Macht und kann den Verantwortlichen keine Entscheidungen abnehmen - aber das Gremium hat in gewisser Weise eine argumentative Macht."
Auch der Zeitfaktor spielt in diesen Fällen eine Rolle. Laut Klinikums-Geschäftsführer Michael Schuler sei es ein Ziel, schnell handeln zu können - also innerhalb von 24 Stunden.