Der zeitliche Aufwand sei der größte Unterschied, erzählt Johann Mendner. Um einen Hektar Ackerland mit dem Messerbalken zu mähen, habe man früher drei bis vier Tage gebraucht. "Heute schafft man in der gleichen Zeit fast 70 Hektar", erzählt er. Mendner hat früher noch selbst mit altem Handwerkszeug gemäht und weiß viel vom technischen Fortschritt und den Veränderungen in der Landwirtschaft. Gemeinsam mit dem TSV Westendorf und den Oldtimerfreunden der Gemeinde gibt Mendner dieses Wissen am kommenden Sonntag, 5. Juli, weiter. Anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens laden die Sportler auf einer Wiese zwischen Westendorf und Blonhofen zum "Historischen Feldtag" ein. Mendners größtes Bedürfnis: "Wir wollen den Menschen Techniken zeigen, die sie selbst gar nicht mehr kennen."
Auch die Pferde haben geübt
Und das beginnt mit der Heuernte. Im Jahr 1900. Mit Sensen sei das Gras damals gemäht, anschließend mit Pferdegespannen in den Stall gebracht worden. Später gab es erste Mähmaschinen, dann sogar Traktoren. Die Techniken bis ins Jahr 1965 reichen über den Einsatz von Madenanstreuern, Schwadenrechen, Heuwendern und Gablern bis hin zu historischen Heufudern, alten Heuaufladern und Ballenpressen. Auf das Wissen Mendners verlassen sich die Westendorfer freilich nicht allein. Viel wurde in den vergangenen Wochen geübt. "Auch wenn wir noch einiges im Gedächtnis haben", meint Hubert Heiß, zweiter Vorsitzender des TSV. Vor allem müssten sich aber die Pferde erst wieder an die alten Gerätschaften gewöhnen, an das Klappern der Wagen etwa. Und dabei wurde auch beim Vorsitzenden des Vereins, Xaver Steiner, alte Erinnerungen wach: "Ich habe als kleiner Bub noch beim Heuen mitgemacht", erzählt er.
Doch er ergänzt: "Das Sensenmähen müssen nun aber schon die Älteren vormachen."
Weil das Sammeln alter landwirtschaftlicher Geräte zu den Leidenschaften von Hubert Heiß zählt, haben die Westendorfer zusätzlich eine große Ausstellung geschaffen. Rund 50 Maschinen und Geräte haben sie zusammengetragen. Vieles aus den eigenen Beständen, anderes von Spendern aus dem ganzen Allgäu. Darunter auch ein altes Jauchefass. Hölzern, aber noch immer stabil und voll funktionsfähig. Auch die anderen Werk- und Fahrzeuge werden derzeit auf Hochglanz poliert und Probe gefahren.
Bei ihrem "Historischen Feldtag" legen die Westendorfer großen Wert auf Originale und Detailtreue. Und so wird sogar die Mode von damals aufgetragen. Heiß: "Die Bauern haben damals mit Hose, weißem Hemd, Hosenträger, Krawatte und Hut gearbeitet." Sagt es, verschwindet und kommt nach wenigen Minuten in museumsreifer Montur wieder.
Bei Regen wird der "Historische Erntetag" auf Sonntag, 21. Juli, verschoben. Bereits am Samstag, 11. Juli, findet im Bürgerhaus Alpenblick der offizielle Festakt zum 40-jährigen Bestehen des TSV Westendorf statt.