Fragen nach ihrem Befinden beantwortet Maria Filgis am liebsten mit einem Wort: "Bestens." Dabei hat sich die 92-jährige Sonthoferin noch vor einigen Wochen "dauernd krank" gefühlt: "Schlapp wie ein Kuhschwanz", beschreibt sie ihren Zustand in der ihr eigenen trockenen Art. Ihre Herzklappe war defekt. Jetzt gehört sie zu den ersten Patienten im Allgäu, die in der Klinik Immenstadt eine neue Herzklappe durch die Leiste erhielten. Operateur war Professor Dr. Jan Torzewski (42), Chefarzt und Leiter des "Herz- und Gefäßzentrums Oberallgäu-Kempten" am Standort Immenstadt.
Bei der Operationsmethode, die erst seit rund drei Jahren im Einsatz ist, wird die neue Herzklappe, faltbar und etwa acht Millimeter klein, nach einem kleinen Einschnitt in der Leiste mithilfe eines Katheters durch die Beinarterie bis zum Herzen geschoben und dort verankert. Der wenig belastende etwa einstündige Eingriff ist vor allem für ältere Patienten gedacht. Bislang mussten Betroffene in Augsburg, Ulm, München oder Stuttgart behandelt werden. Jetzt haben Patienten vom Bodensee bis Füssen und von Oberstdorf bis Kaufbeuren die Möglichkeit, nahe ihres Wohnorts einen kathetergesteuerten Klappenersatz vornehmen zu lassen.
Andreas Ruland und Michael Osberghaus, Geschäftsführer im Klinikverbund Kempten-Oberallgäu, bezeichneten das neue Angebot als eine "wichtige Ergänzung im Versorgungsangebot". Den Patienten könnten jetzt weite Reisen erspart werden.
Professor Torzewski hatte die neue Methode bei vier Patientinnen im Alter zwischen 84 und 92 Jahren angewendet. Ihm zur Seite stand neben vier Mitarbeitern aus der Immenstädter Klinik ein fünfköpfiges Expertenteam der Sana-Herzchirurgie Stuttgart einschließlich eines Herzchirurgen. Das Team mit vielfältiger Erfahrung bei Außeneinsätzen arbeitete eng mit den Immenstädter Experten zusammen, zum Beispiel mit einer Herz-Lungenmaschine. Doch die Eingriffe verliefen ohne Probleme. "Ich fühle mich gut", sagt Maria Filgis und staunt immer noch darüber, "dass man das hier machen kann im Allgäu".