Von Peter Schwarz |Bad HindelangAdvent, Advent, ein Lichtlein brennt Von wegen. Beim liebevoll bis in letzte Details arrangierten Erlebnis-Weihnachtsmarkt in Bad Hindelang (Beginn Freitag, 28. November, 18 Uhr) werden an die 200000 Lichter entzündet, allesamt auf einen Schlag. "Herr der Lichter", der Abertausenden Glühbirnchen, der Strippen und Schaltkästen, ist Elektromeister Josef Lipp. Kompagnon Martin Lipp, ebenfalls Elektromeister, windet schon seit Oktober Lichterketten durchs Geäst von Bäumen und Sträuchern. Beide sind nicht verwandt, allerdings verbunden im Ziel, den zum siebten Male angesetzten Weihnachtszauber im Ostrachtal so funkeln zu lassen, was denn Ampere, Volt und Watt nur so hergeben.
Ein märchenhafter Weihnachtsumzug nebst alpenländischem Stallweihnachts-Spiel mit der Heiligen Familie und lebendigen Tieren, eine Ausstellung geschmückter Christbäume heimischer Familien und das Hüttendorf mit 130 Verkaufs- und Imbissständen - dies macht das Glitzer-Spektakel aus, das sich mittlerweile in ganz Deutschland herumgesprochen hat. Das Beiprogramm fällt aus dem Rahmen des Üblichen.
Ein ganzes Dorf macht mit. Unter der Regie von Organisatorin Brigitte Weber vom Verein "Wir für Bad Hindelang" arbeiten Hunderte von Helfern daran, dass den Besuchern das Herz aufgehen möge. Die Beteiligten wirken auf offener Bühne und gleichermaßen hinter den Kulissen.
Zwei davon abseits der Bühne sind die Elektriker Lipp. Josef, der Ältere, hat schon bei der seinerzeit noch sehr bescheidenen Premiere 2002 mitgewirkt, damit die in Buchen, Eichen und Ahornbäumen verwobenen Lichterketten nach dem Anknipsen ihr erwärmendes Ambiente verströmen und damit auch alle Kunstgewerbe-Hütten sowie Verpflegungsstände am Netz sind. Martin, der Jüngere, hangelt seit 2003 wie Tarzan von Stamm zu Stamm, von Ast zu Ast, um die Lämpchenketten zu drapieren und kaputte Birnchen auszutauschen. Freilich nutzt er eine Hebebühne.
1200 Meter Kabel verlegt

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13 mobile Verteilerkästen mussten im Ortszentrum installiert werden. Die nötige Spannung holt man sich vom Rathaus und vom Kurhaus. 1200 Meter Kabel haben die Elektriker verlegt, alles hübsch wasserdicht, damit niemand eine "gewischt" bekommt. Bisher ging stets alles gut. Noch nie ist es wegen einem "Kurzen" zappenduster beim Weihnachtsmarkt geworden, bis auf die Tatsache, dass sich Josef Lipp einmal beim Auswechseln von Sicherungen schwer die Finger an den heißen Dingern versengt hatte. Just 0,3 Watt hat so eines der unzähligen Glühwürmchen.
Der Chef-Elektriker überlässt es Oberschlauen auszurechnen, was da am Weihnachtsmarkt an Energie verbraucht wird, wie es die Grünen laut Organisatorin Weber schon mal in der Anfangszeit des adventlich leuchtenden Hindelang beanstandet hatten.
Elektrikermeister Lipp gebraucht einen Vergleich: "Eineinhalb Stunden eines Bundesliga-Fußballspiels in der Münchner Allianz-Arena verbrauchen so viel Energie wie wir in neun Jahren an jeweils zehn Tagen Weihnachtsmarkt". Da, so meint er, müsste doch Kritik verstummen.