Kaufbeuren (rim). - Beim Tänzelfestumzug gibt es zwei Herolde, einer in der Maximiliangruppe und einen in der Staufergruppe. Reden mussten die Herolde während des Tänzelfestes eigentlich nicht. Weil sich nun jedoch die Verleihung der Markrechte jährt (wir berichteten), fällt dem Standartenträger Konradins eine zusätzliche Aufgabe zu: eine Sprechrolle bei der Eröffnung des Tänzelfestes. Sebastian Folter (15) lernt gerade den Text. In den vergangenen Jahren hat es sich bei der Eröffnung des Tänzelfestes eingebürgert, auch Figuren des Festumzugs sprechen zu lassen. Nach den Dialogen von König Konradin und Volkmar von Kemnat wird nun der Herold Konradins in Erscheinung treten. Thomas Garmatsch, der Leiter der Kulturwerkstatt, der diese Szene einstudieren wird, verrät, dass es sich wie im vergangenen Jahr um einen Dialog handeln wird. 'Der Herold verkündet der Stadt die Marktrechte', so Garmatsch. Sebastian Folter wird dieses Jahr in das Gewand schlüpfen. 'Ich habe mich um eine Sprech- oder Reiterrolle beworben', sagt er, jetzt hat er beides zugleich bekommen. 'Das ist groß!' Der Text sei zwar gewöhnungsbedürftig, die Hälfte davon habe er aber bereits am ersten Tag gelernt. Über die Funktion des Herolds hat sich Folter auch schon Gedanken gemacht. 'Für mich ist er eine Person, die für den König etwas überbringt. Ein Diener, der für den König in die Provinzen geht und den König ankündigt.'Mit dieser Einschätzung trifft Folter ziemlich gut die tatsächlichen Aufgaben eines Herolds. Der trage nämlich das Wappen des Königs, sagt Helmut Lausser, Geschichtslehrer des Marien-Gymnasiums. Doch das eher auf der Brust und nicht als Fahnen- oder Standartenträger.
Der Herold sei ein Stellvertreter des Fürsten, Königs oder Kaisers gewesen, so Lausser, und habe an seiner Statt Aufgaben übernommen. 'Zum Beispiel, zu Reichstagen zu laden', berichtet der Lehrer. Auch ritt er seinem Herrscher voraus, um ihn anzukündigen. Das war wichtig, um sich auf den hohen Besuch einzustellen. Die Nürnberger Burg, die der Kaiser öfters besuchte, stand das Jahr über leer. Wenn der Besuch dann durch den Herold angekündigt wurde, hatten die Bürger Zeit, seine Herberge wohnlich herzurichten. Nur wenige Adlige konnten sich einen Herold leisten. Die große Zeit der Herolde sei das mittlere und späte Mittelalter und die Renaissance gewesen. 'Was hier beim Tänzelfest als Herold läuft, ist nicht im klassischen Sinne ein Herold', sagt Lausser. Beim Tänzelfest sei es eher nur ein Reiter mit einer Standarte, nicht ein Kaiservertreter, dem eventuell auch gehuldigt werden musste. Der Herold sei auch ein Sachverständiger für die Wappen gewesen, berichtet Dr. Stefan Fischer, Leiter des Stadtarchivs Kaufbeuren. 'Aus seinem Namen leitet sich die Heraldik, die Wappenkunde, ab.' Bei Turnieren bekleidete er eine wichtige Stellung. Die Ritter nahmen schwer gepanzert daran teil und konnten nur mit Hilfe ihrer Wappen unterschieden werden. Es habe irgendwann so viele verschiedene gegeben, dass die Könige dafür Fachmänner benötigt hätten, sagt Fischer. Mit dem 30-jährigen Krieg endete ihre große Zeit. 'Die Wappen- und Standesangelegenheiten wurden dann von anderen übernommen.' Ab 1806 habe es in Bayern zwar noch ein Reichsheroldsamt gegeben, das für die Belange der Adligen zuständig war, einen Landesherold gab es da aber nicht mehr.