Kaufbeuren (mib). Beim Boxclub Kaufbeuren (BCK) bleibt alles beim alten: Große sportliche Erfolge wechseln sich ab mit der Sorge um die Zukunft des Vereins. Eduard Schmidt verteidigte seine Titel und wurde erneut süddeutscher und deutscher Meister. Roman Boger verlor im Finale der süddeutschen Meisterschaft sehr umstritten nach Disqualifikation und war deshalb heuer nicht bei der 'Deutschen' dabei. Darüber ärgerte sich Vorsitzender Peter Kuhn zwar, aber deutlich mehr Kummer macht die Frage nach der Bleibe des Klubs: Da laut OB Stefan Bosse der Verkauf des Martinsheims - bisheriger Trainingsort der Boxer - wohl kurz bevorsteht, muss der Verein sich nach neuen Räumen umschauen.
Damit geht die Leidensgeschichte der Boxer in die nächste Runde. Jahrelang hatten sie vergeblich auf eine Besserung ihrer Situation in den Räumen An der Schnelle gehofft. Keine Duschen, eine kaputte Heizung und undichte Fenster haben den starken Männern das Training sehr erschwert. Die Folge war und ist eine sehr hohe Fluktuation bei den Mitgliedern, da viele diese Zustände nur eine gewisse Zeit akzeptieren und sich dann eine andere Sportmöglichkeit suchen.
Im vergangenen Jahr schien plötzlich Licht am finsteren Horizont zu sein. Die Stadt bot dem BCK an, in das ehemalige Hotel Europa zu ziehen, das zu einem Sozialzentrum samt Jugendzentrum umgebaut werden sollte. Doch vor zwei Monaten kam der Schock für Peter Kuhn. Es hieß 'Kommando zurück' seitens der Stadt und das Hotel soll nun ebenfalls verkauft werden (AZ berichtete). 'Wir haben uns natürlich darauf verlassen, dass wie dort unsere neue Heimat finden', sagt Kuhn. 'Ein Riesenaufwand wurde da betrieben, wir haben es allein dreimal besichtigt - alles verplemperte Zeit.'
Restlos bedient
Als dann noch sechs Wochen später ein Schreiben vom Liegenschaftsamt kam, in dem steht, dass der Klub sich langsam nach einer neuen Bleibe umschauen sollte ('Der Verbleib des Boxclubs in den Räumen An der Schnelle 5 ist daher zur Zeit leider ebenfalls ungewiss'), war Kuhn restlos bedient. 'Wir fühlen uns im Stich gelassen. Zuerst verspricht man uns was und nun heißt es: ,Sucht euch doch selbst was'.'
Der Vorsitzende betont immer wieder, dass schließlich Hochleistungssport beim Kaufbeurer Boxclub betrieben werde. 'Mit insgesamt fünf deutschen Meistertiteln in kurzer Zeit und sieben Toptalenten sind wir als so kleiner Verein in der Jugendarbeit in ganz Bayern führend.'
Der Leiter des Liegenschaftsamtes, Klaus Schaller, betont, dass allen im Martinsheim untergebrachten Vereinen im Fall eines Verkaufs eine gewisse 'Übergangszeit' eingeräumt werde. Als Überbrückungslösung könnte für die Boxer erst einmal eine Turnhalle dienen. Auf Dauer müsste aber wegen der Großgeräte und des Boxrings eine andere Möglichkeit gefunden werden. Die Suche danach will die Stadt aber erst einmal dem Verein überlassen und stellt dafür bei geeigneter Räumlichkeit einen Mietzuschuss in Aussicht.
Das Martinsheim könnte allen Unkenrufen zum Trotz bald einen Käufer haben. 'Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in überschaubarer Zeit das Hotel Europa und das Martinsheim verkaufen können', sagt OB Bosse. Er geht davon aus, dass die Verträge bis Ende Januar unter Dach und Fach seien. 'Wenn es dazu kommen sollte, müssen wir für alle Nutzer mit Hochdruck nach neuen Lösungen suchen', so das Stadtoberhaupt. Dabei schließt er den BCK ausdrücklich mit ein. 'Wir sind uns der Verantwortung diesem Verein gegenüber, der sehr viel für die Integrationsarbeit leistet, bewusst. Die Boxer haben in mir einen echten Fürsprecher.'
Nach den vielen Versprechungen und noch mehr Enttäuschungen der vergangenen Jahre hat Kuhn die Hoffnung auf baldige Besserung schon ein Stück weit aufgegeben: 'Mich wundert, dass seit vielen Jahren ein großer Bedarf nach zusätzlichen Sportstätten da ist, aber keine entstehen. Da gibt es kein Konzept und kein Gespräch, Das geht vielen anderen Vereinen auch so.'