Es roch nach Chemikalien und verschiedenen Düften, als Helmut Mitschke aus Kisslegg-Waltershofen im Zumsteinhaus Kempten sein Können als Steindrucker (Lithograf) und produzierender Künstler zeigte. Zu Beginn der Vernissage demonstrierte er die Entstehung einer Lithografie an einer mehr als 100 Jahre alten Presse, die er mit Muskelkraft bediente.
Wie ein Alchimist arbeitet Mitschke mit Säuren, Terpentin und "Gummi arabicum". Am Ende setzt er eine Flüssigkeit ein, deren Namen er nicht preisgibt. "So etwas wie flüssiges Fett" - das ist alles, was der Meister verrät. Zwischendurch wird immer wieder poliert, gerieben und mit einer Lötlampe hantiert. Dem staunenden Publikum zeigt er dann das Bild auf dem Stein, das jetzt auf Papier gedruckt werden kann.
Das Verfahren des Steindrucks wurde um das Jahr 1800 von Alois Senefelder in München erfunden. Spektakulär ist noch heute eine Sammlung von Drucksteinen im Landesvermessungsamt München, auf denen ganz Bayern kartografiert ist. Der Steindruck erlaubt, im Gegensatz zum Holzschnitt oder zum Kupferstich, "Malerei auf Stein".
Die Besucher der Ausstellung erleben Helmut Mitschke nicht nur als erfahrenen Drucker, sondern vorrangig als international bekannten Künstler. Die Liste der Ausstellungsorte ist eindrucksvoll und enthält Städte von Schweden bis zur Schweiz.
Der impulsive künstlerische Ausbruch ist nicht seine Sache. "Wichtiger als die spontane große Geste ist mir das Gleichmaß konzentrierten Arbeitens", sagt er. Seine Arbeitsweise hat meditative Züge und ist geprägt von "Achtsamkeit". Der Künstler zieht sich gerne zurück in eine besondere Ecke des Burgunds, in den Naturpark "Morvan". Aus diesem Natur-Erleben bezieht er seine Anregungen.
Die im Zumsteinhaus ausgestellten Drucke sind alle abstrakt. Im Ergebnis sollen seine Bilder "in sich schlüssig" sein und keiner Erläuterung oder eines Titels bedürfen. Dennoch haben die ausgestellten Werke Titel, die durchaus aussagekräftig sind: "Naturstrukturen" oder "Baumgeschichte". Die meisten Arbeiten sind einfarbig, wozu der anwesende Künstlerfreund Walter Schautz spontan einwirft: "Seine Grautöne sind sagenhaft". Genauso wirkungsvoll sind jedoch die farbigen Bilder, als gelungene Beispiele für "Malerei auf Stein".
Die Ausstellung läuft bis zum 29. Mai (geöffnet Donnerstag und Sonntag von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr). Am Sonntag, 15. Mai, führt Mitschke noch einmal den Steindruck vor.