'Ein guter Schulleiter darf nicht pflegeleicht sein' Kaufbeuren (rim). 'Ich lasse Sie nicht gerne ziehen', sagte der Ministerialbeauftrage des Bezirks Schwaben, Hubert Lepperdinger, bei der Verabschiedung des Schulleiters des Jakob-Brucker-Gymnasiums, Heinz-Peter Kempf. Der Abschied falle ihm selbst nicht leicht, so Kempf. Die Zusammenarbeit mit den Schülern, Lehrern und Eltern habe er sehr geschätzt. Nach fast 15 Jahren an der Schule, davon zwölf Jahre als Direktor, wechselt Kempf zum 1. März in das bayerische Kultusministerium nach München.
Am Schluss, nach zahlreichen Reden, ergriff Heinz-Peter Kempf das Wort und gab in der vollbesetzten Aula des Gymnasiums das Lob an seiner Arbeit als Schulleiter zurück: 'Sehr vieles von dem, was gelungen ist, geht nicht auf den Schulleiter zurück.' Ihm sei wichtig gewesen, den Schülern in den zurückliegenden Jahren die Möglichkeit des Mitgestaltens zu geben. Heute sei das Gymnasium in viel stärkerem Maße ein Lebensraum für die Schüler geworden. Das liege nicht nur an der Entwicklung, die die Schule genommen habe, sondern auch an den gesellschaftlichen Veränderungen. So gehe es darum, den Kindern und Jugendlichen gezielt Möglichkeiten zu schaffen, eigene Ideen zu verwirklichen, und ihnen dabei hilfreich zur Seite zu stehen. Kempf bedankte sich bei den Schülern, den Eltern, Lehrern, der Schulleitung und der Stadt für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in den zurückliegenden Jahren.
Zuvor wurde Kempf vom Ministerialbeauftragten Hubert Lepperdinger als sachlich, nüchtern und losgelöst von Parteiinteressen umschrieben. 'Ein guter Schulleiter darf nie pflegeleicht sein.' Loyalität sei zwar wichtig, nur dürfe sie nicht oberflächlich sein. Kempf habe an der Schule Freiräume geschaffen und neue Konzepte verwirklicht.
Barbara Loos, die Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung, verabschiedete sich von Kempf als ihren Stellvertreter in der Vereinigung. 'Es ist selten, dass man sich bei der Zusammenarbeit auf gleicher Wellenlänge befindet und sich absolut auf den anderen verlassen kann', sagte sie. Auf die künftige Zusammenarbeit im Ministerium freue sich Loos schon.
Die Staatsregierung könne vom Kultusministerium lernen, wie einfach und problemlos eine Nachfolgeregelung gelingen kann, befand der Landtagsabgeordnete Franz Pschierer mit Blick auf den unproblematischen Wechsel an der Schulspitze. 'Wie das G8 von der Landesregierung kommuniziert wurde, darüber lässt sich streiten', sagte Pschierer, die Umsetzung am Jakob-Brucker-Gymnasium sei aber besser gelungen als an manch anderer Schule. Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse hob hervor, dass eines der bedeutenden Werke von Kempf die Namensgebung sei. Früher hieß die Schule einfach 'Staatliches Gymnasium', seit der Umbenennung trägt sie den Namen des Kaufbeurer Philosophiehistorikers Johann Jakob Brucker.
'Diplomatie ohne Konfliktscheue'
'Sie sind ein Direktor, der uns fehlen wird', sagte der Schülersprecher des Jakob-Brucker-Gymnasiums, Severin Krieger. Die Vorsitzende des Personalrats, Katharina Merkt, lobte, dass Kempf in unnachahmlicher und souveräner Weise die Schule geprägt habe. Als 'Diplomatie ohne Konfliktscheue' umriss Katharina von Cranach, Vorsitzende des Elternbeirats, die Zusammenarbeit. 'Ich habe mit erlebt, wie sich das Gymnasium in den vergangenen Jahren verwandelt hat', sagte Angelika Waldmüller, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins des Jakob-Brucker-Gymnasiums. Das Schulorchester, der Unterstufenchor und der Eltern-Lehrer-Chor der Schule setzten den vielen Worten ein musikalisches Gegengewicht. Jakob Brucker selbst, gespielt von Werner Pohl, führte durch das Programm, das durch die Tanzformation, eine Streetdance-Gruppe und Jongleure ergänzt wurde. Als die Big-Band zum Schluss zu den Instrumenten griff, gehörte Heinz-Peter Kempf am Saxofon das letzte Solo.