Kempten | bb | Der mächtige Bayerische Rundfunk, der große Privatsender Antenne Bayern, der pfiffige Südwestdeutsche Rundfunk: Wie kann da bei solch erdrückender überregionaler Konkurrenz ein Lokalradio überhaupt überleben? "Mit dem Begriff Heimat als Gegenbewegung zu der unübersichtlichen globalen Nachrichtenflut", sagt Delia Reich, Studio-Leiterin des Allgäuer Privatsenders RSA.
Wer im regionalen Radio-Markt Erfolg haben will, muss die Sprache der Hörer sprechen. Und ihnen ein Heimatgefühl vermitteln. Das fängt bei einer durchaus gewollten Dialektfärbung der Moderatoren an und setzt sich fort beim Umsetzen der Themen. "Was bedeutet zum Beispiel die Weltfinanzkrise für den Bäcker vor Ort, für die Frau an der Tankstelle oder das Bankkonto des kleinen Mannes? Mit Reportagen draußen in den Städten und Dörfern können wir schwierige Sachverhalte auf eine verständliche Ebene bringen, mit Originaltönen aus der Heimat", erklärt Reich das Konzept.
Die RSA-Studio-Leiterin erzählte ein bisschen aus dem Nähkästchen des Lokalfunks, als jetzt der Marketing-Club Allgäu bei RSA in der Kemptener Rottachstraße zu Gast war. Die Gruppe interessierte sich natürlich auch, wie sich RSA finanziert: "Nur mit lokaler Werbung", versicherte Reich. Dass dies ein durchaus hartes Brot ist, schilderte RSA-Marketing-Leiterin Roswitha Ellis. Sie war schon dabei, als 1985 der Lokalfunk im Allgäu aus der Taufe gehoben wurde. Schnell sei dabei klar geworden, dass auch die regionale Radiowerbung dann am Besten zieht, wenn dabei heimatliche Töne zu hören sind.
Aber nicht nur mit der Sprache grenzt sich RSA von anderen Sendern ab, sondern auch mit seinem "Musik-Teppich". Frönt Antenne Bayern zum Beispiel dem Jugendwahn, "sind unsere Zielgruppe die 25- bis 59-Jährigen", sagt Reich. Durch Funkanalysen weis RTA zudem, dass ein Großteil seiner Hörer eher bodenständig ist. "Wir spielen viel Deutsches - da gibt es schlimme Sachen, aber auch wunderschöne Lieder", lacht die Studio-Leiterin. Nicht der Musikgeschmack des Moderators sei entscheidend, sondern jener der Nutzer: "Wir machen Radio nicht für uns, sondern für Sie", formuliert Reich das Credo von RSA. Und überhaupt: "Wer uns hört, hört nicht Antenne Bayern." (Reich).