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Artikel: Heilige Margareta besticht durch ihre Schönheit

8. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Kunstmesse München Figur aus der Werkstatt des Memminger Künstlers Ivo Strigel findet Interessenten, aber noch keinen Käufer

Memmingen/München | rs | Eine außergewöhnlich schöne Arbeit aus der Werkstatt des hoch geschätzten Memminger Altarbauers Ivo Strigel wurde jüngst auf der Kunstmesse München angeboten. Es handelt sich um eine etwa 1,20 Meter hohe Darstellung der heiligen Margareta, der als typisches Attribut ein Drache beigegeben ist.

Abgesehen von der bemerkenswerten bildhauerischen Qualität der ausdrucksvollen Figur, überrascht diese Margareta durch das Motiv eines possierlichen Drachens, der wie ein Schoßhündchen auf der Hand der Heiligen Platz genommen hat.

Zweifelsfrei zugeordnet

Der Kunsthistoriker Dr. Albrecht Miller, ein ausgewiesener Strigel-Kenner, bescheinigt der Figur in seiner Expertise nicht nur einen beachtlichen künstlerischen Rang sondern ordnet sie auch zweifelsfrei der Werkstatt von Ivo Strigel zu. Als eigentlichen Schöpfer der Figur nimmt er aber den Bildhauer Konrad Köppel an, der sich später in Kaufbeuren niederließ und zahlreiche Bildwerke im Ostallgäu hinterließ.

Warum Köppel und nicht Strigel? Auf diese Frage hat Miller schon vor längerer Zeit kompetent Antwort gegeben, als er nachweisen konnte, dass Ivo Strigel, mittelalterlicher Kunstunternehmer überregionalen Formats, zwar ein versierter Maler war, dass er die plastischen Bildwerke seiner Altäre aber nicht selbst geschaffen hat. Das verboten allein schon die Zunftregeln. Strigel hatte daher in seinem Betrieb mehrere Bildhauer angestellt, die für die skulpturale Ausstattung der Altäre zuständig waren.

Die zahlreichen heute hochgelobten Strigel-Figuren, die bis nach Graubünden und Oberitalien geliefert wurden, stammen demnach gar nicht von der Hand des Meisters selbst, sondern sind durchwegs Arbeiten seiner Gehilfen. Und daher auch von sehr unterschiedlicher Qualität.

Obwohl die Quellenlage äußerst dürftig ist, hat Miller die Jahre zwischen 1485 und 1490 ausgemacht, während denen Köppel bei Ivo Strigel tätig gewesen sein muss, bevor er sich als selbstständiger Meister in Kaufbeuren niederließ.

Die heilige Margareta zählt er zu den "besten Leistungen des Meisters." Und weiter: "Von seinen in den Kirchen des Allgäus erhaltenen, von Kirchenmalern arg verunstalteten Bildwerken, hebt sie sich durch die Schönheit ihrer originalen Fassung ab."

Die überaus eindrucksvolle Figur ist ein erstklassiges Zeugnis spätmittelalterlicher Memminger Bildhauerkunst. Sie fand bisher zwar Interessenten, aber noch keinen Käufer.