Die Wirtschaftskrise fordert ihren Tribut: Das Münchener Unternehmen Hawe Hydraulik SE wird nicht, wie vorgesehen, im kommenden Jahr ein neues Werk in Kaufbeuren bauen. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, sind die Planungen unterbrochen worden. "Wir halten aber am Standort Kaufbeuren fest", sagte Unternehmenssprecherin Ulrike Ballnath.
Bis zu 400 neue Arbeitsplätze erhofft sich die Stadt Kaufbeuren von dem Hawe-Werk. Ob dieses in den nächsten Jahren gebaut wird, ist derzeit völlig offen. Aussagen über einen weiteren Zeitplan machte die Unternehmenssprecherin nicht. Bisheriges Ziel war es, mit dem Bau 2010 zu beginnen und die Produktion 2011 aufzunehmen.
Der Grund dieser erwarteten, aber erst jetzt getroffenen Vorstandsentscheidung liegt in den Marktturbulenzen. "Wie im gesamten deutschen Maschinenbau haben sich Umsatz und Auftragseingang auch bei Hawe Hydraulik aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise nicht nach Plan entwickelt", so Vorstandssprecher Karl Haeusgen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei der Auftragseingang am Standort Deutschland bis August 2009 um knapp die Hälfte zurückgegangen. "Weltweit ist der Auftragseingang der Hawe-Gruppe deutlich gesunken", sagte Haeusgen.
Ein signifikanter wirtschaftlicher Aufschwung sei weder in Deutschland noch weltweit abzusehen. Die Entscheidung, den Werksbau in Kaufbeuren noch nicht 2010 anzugehen, sei vor dem Hintergrund dieser Geschäftszahlen und der "Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern" zu sehen. Kürzlich hatte das Münchener Unternehmen wie berichtet wegen der dramatischer Einbrüche beim Auftragseingang 150 Arbeitsstellen abgebaut. Insgesamt arbeiten bei Hawe in Deutschland rund 1400 Menschen.
Produkte, deren Herstellung von 2011 an im neuen Werk Kaufbeuren vorgesehen war, werden nach Unternehmensangaben weiterhin in den Werken München und Kirchheim produziert. Für den geplanten Kaufbeurer Standort wurden vergangenes Jahr bereits Mitarbeiter eingestellt.
Laut Unternehmenssprecherin Ulrike Ballnath ist keiner von ihnen von den Entlassungen betroffen. Mitarbeiter, die bereits für eine Tätigkeit in Kaufbeuren vorgesehen sind, würden nach wie vor in München und Kirchheim beschäftigt. "Die Ausbildungsplätze der Jugendlichen aus dem Raum Kaufbeuren bleiben selbstverständlich erhalten", so Ulrike Ballnath. Zwölf der Lehrlinge stammen aus der Region Ostallgäu.
Oberbürgermeister Stefan Bosse bedauert die Entscheidung des Unternehmens, den Bau zu verschieben, zeigt angesichts der Wirtschaftslage aber vollstes Verständnis. "Wir stehen zu unseren Unternehmen, in guten wie in schlechten Zeiten", sagte er gestern. Das gelte auch für geplante Ansiedlungen. Hawe hatte bereits 14 Hektar Fläche für sein neues Betriebsgelände in Kaufbeuren an der B12 auf Höhe Hirschzell gekauft.
zwölf Hektar Optionsflächen existieren. Im Kaufvertrag enthaltene Zeitschienen für einen Bau könnten laut Bosse verlängert werden, falls die Firma aus wirtschaftlichen Gründen den ursprünglichen Zeitplan nicht einhalten könne. Darüber müsse, wenn nötig, der Stadtrat entscheiden.