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Haus-Unfrieden in Memmingen

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Haus-Unfrieden in Memmingen

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    Haus-Unfrieden in Memmingen
    Haus-Unfrieden in Memmingen Foto: volker klÜpfel

    Von Volker Klüpfel |MemmingenArrogant, anmaßend, unprofessionell - mit diesen Adjektiven belegten Kritiker jüngst die Memminger Stadtverwaltung, Abteilung Bauamt. "Befremdet" zeigt sich dagegen Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger. Auslöser für den Ärger ist ein einfaches Holzhaus in der Innenstadt.

    Das heißt: Ganz so einfach ist es nicht, denn es handelt sich um den inzwischen mehrfach preisgekrönten Wohnhaus-Umbau einer ehemaligen Werkstatt, den ein vielfach preisgekrönter Memminger Architekt vorgenommen hat. Das Problem ist nur: Wenn es nach der Stadt geht, wird es den Bau in dieser Form bald nicht mehr geben.

    Angefangen hat alles damit, dass der Bauherr und der Architekt Alex Nägele beim Einreichen des innovativen Plans getrickst haben: Sie haben ihn sehr vage gehalten, weil sie schon vermuteten, dass ein so moderner Bau Einwände hervorrufen könnte. "Das machen viele Architekten im Allgäu so, die zeitgemäß zu bauen versuchen. Um nicht sofort ausgebremst zu werden, reichen sie ihre Pläne erst einmal anders ein, als tatsächlich geplant", sagt Nägele.

    Genau daran stoßen sich Bausenat und Stadtverwaltung: Dann würde in Zukunft ja jeder so bauen, wie er wolle, sagt der Oberbürgermeister. Er ist verärgert über die Vorgehensweise von Architekt und Bauherr, die den Bausenat "an der Nase herumgeführt" hätten. Die Positionen scheinen unvereinbar:

    Die Holzfassade passe nicht in die Umgebung, sagt die Stadt und verhängte einen Baustopp. Quatsch, sagen Bauherr und Architekt, denn das dunkle Holz finde sich etwa in den Wehrgängen der Stadtmauer und bald auf dem neu gestalteten Schrannenplatz.

    Um dennoch weiter bauen zu können, deklarierte Nägele die Fassade als Putzträgerplatte. Nach jetzigem Stand muss auf das Holz also noch Putz aufgetragen werden.

    Wegen zu großer Fenster und mangels Dachgauben füge sich das Gebäude nicht in die Umgebung, meint die Stadt. "Es gibt keine Gestaltungssatzung, an die man sich halten kann", sagt dagegen Nägele. Dachgauben finden sich bei einigen der umliegenden Häuser, bei anderen nicht. "Natürlich kann man darüber streiten", sagt OB Holzinger, doch genau dies habe der Bauherr nicht getan. Stattdessen habe er die Einwände mehrmals akzeptiert, um dann weiterzubauen wie bisher.

    Wichtige Impulse für das Viertel

    Die Jury des renommierten Thomas-Wechs-Preises honorierte zwar nicht das Vorgehen, dafür das Ergebnis.

    Es sei versucht worden, "funktionale Erfordernisse der heutigen Zeit zu erfüllen und sich an gestalterische Traditionen zu halten - ohne sie nachzuahmen", lobte die Jury, die das Haus auszeichnete. Soll heißen: Ein innovativer, zeitgemäßer Bau, der sich trotzdem ins historische Viertel fügt. Nach jetzigem Stand darf das Haus so nicht stehenbleiben - was wiederum auf Kritik stößt: Der Bau, der auch den ersten Preis des Bundeswettbewerbs "Bauen im Bestand" erhielt, könne wichtige Impulse für das desolate Viertel geben, meinen viele.

    Architekt Nägele wirft den Verantwortlichen der Stadt mangelnde Gesprächsbereitschaft vor: "Es geht ums Prinzip." Angebote zu gemeinsamen Besichtigungen hätten Bauamtsvertreter bisher ausgeschlagen.

    Holzinger dagegen macht klar: Dem Bauherrn bleiben nur noch wenige Monate, um den Bausenatsbeschluss umzusetzen, sonst droht ein Zwangsumbau.

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