Pfronten (mar). - Eigentlich hätten Werner und Helga Krasser vom 'Haus Maria' in Pfronten-Steinach auch weiter ganz gut ohne Sterne leben können. Doch ihre Tochter und mutmaßliche Nachfolgerin Betina Wright war nach einer Informationsveranstaltung von den Vorzügen einer Klassifizierung überzeugt. So wurde die Pfrontener Pension die erste im südlichen Allgäu, deren Eingang ein goldfarbenes Schild mit Sternen der so genannten 'G-Klassifizierung' ziert. Über das neue System, das die Lücke zwischen den Klassifizierungen für Ferienwohnungen und Privatzimmern des Deutschen Tourismusverbandes und der Hotelklassifizierung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes schließt, hatten Pfronten Tourismus und der Ortsverband des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes im April die Gastgeber der Gemeinde informiert. 'Sieben Interessenten für die Klassifizierung haben sich damals gemeldet', berichtet Tourismusdirektor Jan Schubert. Als erstes geklappt hat es beim 'Haus Maria' in Steinach, das damit die erste Pension der neuen 'G-Klasse' im südlichen Allgäu wurde. Zwei goldene Sterne zieren nun den Eingang des 'Hauses Maria'. 'Damit sind wir ein Haus der Mittelklasse', betont Werner Krasser - auch aus Sorge, Gäste könnten seine Klassifizierung gegen die Sterne von Ferienwohnungen aufrechnen, die nach anderen Kriterien vergeben werden. Um drei Sterne erringen zu können, müsste die Pension beispielsweise den Gästen abends mit einem kleinen Speisenangebot aufwarten. Dabei würde der 16-Betten-Betrieb aber nur draufzahlen, so die Erfahrungen Krassers. Nachdem der Konditormeister aus Stuttgart zusammen mit seiner Frau das bereits gut eingeführte 'Haus Maria' 1978 übernommen hatte, war für einige Jahre die Küche der Platz, an dem er den größten Teil des Tages verbrachte. Als Rentner kümmert er sich nun aber lieber um den großen Garten. Den Gästen bietet die Pension unterdessen die Möglichkeit, Lebensmittel im Kühlschrank zu lagern und sich selbst mit Brotzeiten zu versorgen.
Garantierter Standard Für Karl-Otto Bertle, den Ortsvorsitzenden des Hotel- und Gaststättenverbandes, und Tourismusdirektor Jan Schubert steht fest, dass sowohl der Vermieter als auch die Gäste von einer Klassifizierung profitieren. So könnten sich Gäste darauf verlassen, einen gewissen Standard anzutreffen, so Schubert: 'Die Zimmer werden vor einer Klassifizierung schließlich angeschaut.' An der Zahl der Sterne können Gäste zudem genau ablesen, was zur Ausstattung der Zimmer gehört. Farbfernseher, Haartrockner und Badetuch beispielsweise (ab zwei Sternen) oder auch eine Minibar (ab drei Sternen). Der Gastgeber wiederum kann mit seinen Sternen werben: 'Bei vergleichbarem Angebot ziehen Gäste Betriebe mit Sternen vor', weiß der Tourismusdirektor.
Leitbetriebe für die Gemeinde Er selbst sieht klassifizierte Betriebe als Leitbetriebe für die Gemeinde. Schließlich könne ein schwarzes Schaf unter den Vermietern den Ruf des gesamten Ferienorts ruinieren. Als besonderen Anreiz werden die klassifizierten Betriebe im Ortsprospekt extra vorgestellt und erhalten auch sonst zusätzliche Unterstützung von Pfronten-Tourismus, betont Schubert. Beispielsweise günstige Einträge bei Prospekten für Pauschalangebote. Und auch bei den Banken, so seine Erfahrung, hätten Häuser mit Sternen mehr Kredit. Die Sterne werden nicht auf Dauer vergeben. Alle drei Jahre müssen die klassifizierten Betriebe nachweisen, dass sie noch den Kriterien entsprechen.