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Hauptschülerin

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    fühlt sich bedroht Zwölfjährige in psychosomatischer Behandlung. Von Melanie Weisgerber Buchloe'Sparwitz' ist an sich kein schlimmes Schimpfwort. Für die zwölfjährige Sabine (Name geändert) soll es jedoch eine Dimension angenommen haben, die sie nach Angaben ihrer Mutter in panische Angst versetzt. Tag für Tag sei das Mädchen von einer Gruppe anderer, älterer Hauptschüler damit gehänselt, zudem herumgeschubst und erschreckt worden. Auf eine ambulante Therapie folgte der Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, der sich noch sieben Wochen hinziehen soll. Der Schulleitung wirft die Mutter vor, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben. Rektor Reinhold Geiger bestreitet dies vehement.

    Sabine kam heuer als Siebtklässlerin an die Buchloer Hauptschule. So selbstbewusst, wie sie laut ihrer Mutter früher war, sei die Zwölfjährige schon damals nicht mehr gewesen. Dafür sorgte ein Vorfall in der öffentlichen Toilette am Buchloer Immleplatz: Dort seien Sabine und eine Freundin im Frühjahr von Jugendlichen verbal belästigt worden, die Burschen hätten an der Tür gerüttelt und gedroht, hineinzukommen. Die Freundin habe den Vorfall gut weggesteckt. 'Aber Sabine hatte beim Schulwechsel nach Buchloe panische Angst, so etwas wieder zu erleben.'

    Permanent erschreckt

    Was sie so sehr fürchtete, trat tatsächlich ein. Mehrere Achtklässler erkoren Sabine zu ihrem Opfer, 'erschreckten sie permanent, schubsten sie und riefen ihr bei jeder Gelegenheit das Wort `Sparwitz\' nach', erzählt die Mutter. Dieses Wort verfolge die Familie seit längerem in ihrem Wohnort, ziele aber eigentlich auf den lernbehinderten Bruder Sabines ab. Die Zwölfjährige habe mit wachsender Angst auf die Belästigungen reagiert, ließ sich mehrmals vorzeitig aus dem Unterricht abholen, 'weil ihr angeblich schlecht war', und wollte den Schulbus auch morgens nicht mehr benutzen.

    Aufgeschreckt durch die Warnung einer Kinderärztin, Sabine drohe 'eine psychische Behinderung', habe sie sich für die therapeutische Behandlung ihrer Tochter entschieden, so die Mutter. 'Die Schule wusste davon.'

    Bei dem Versuch, die Probleme ihrer Tochter zu lösen, fühlt sich die Frau jedoch alleingelassen. Von rechtlichen Schritten habe ihr Anwalt abgeraten, 'weil so etwas eh im Papierkorb lande'. Ihr Lebenspartner habe sich einen der Jugendlichen vorgeknöpft, sie selbst mit der Tante dieses Buben gesprochen. Beides ohne Erfolg.

    Der Schulleitung macht Sabines Mutter den Vorwurf, viel zu spät und nicht energisch genug gehandelt zu haben ­ obwohl sie von Anfang an über die Ängste des Mädchens unterrichtet gewesen sei. 'Kein Mensch kümmert sich dort um irgendwas. Wir fühlen uns inzwischen wie Störenfriede.'

    Erwartet hätte sie zum Beispiel, dass sich die Buchloer Schulleitung beim ehemaligen Klassenlehrer ihrer Tochter nach deren Wesen erkundigt, 'sie ist, wie gesagt, eigentlich ein sehr selbstbewusstes Mädchen'. Und noch etwas stört sie: Seit die Tochter in der Klinik sei, habe sich die Schule nicht nach ihrem Befinden erkundigt.

    Rektor wehrt sich

    Rektor Reinhold Geiger will die Vorwürfe auf keinen Fall auf sich und der Schule sitzen lassen. Die Namen der Jugendlichen seien ihm erst kurz vor dem Klinikaufenthalt des Mädchens bekannt geworden. 'Daraufhin ließ ich die Buben sofort zu mir kommen und sie haben versprochen, das Ganze bleiben zu lassen' ­ Sabine war seitdem allerdings nicht mehr in der Schule.

    Mehr habe er nicht tun können, versichert Geiger weiter. 'Ich kann nicht gleich mit schulischen Sanktionen ankommen, solche Sachen passieren des öfteren an einer so großen Schule.' Er nehme sehr wohl jeden Schüler ernst, schiebt der Rektor schnell nach, suche aber zunächst nach psychologischen Lösungen. Dass ausgerechnet seiner Schule mangelnde Initiative vorgeworfen wird, könne er nicht nachvollziehen. 'Wir versuchen sehr viel in Sachen Sozialpädagogik.' Als die Mutter ihn das erste Mal über die Probleme informierte, 'habe ich gleich angeboten, dass das Mädchen zu mir kommen soll'.

    Nach Angaben der Mutter will Sabine jetzt nur noch eines: die Schule wechseln. Laut Schulamtsleiter Karl Happ muss jedoch erst abgewartet werden, wie das psychologische Gutachten der Klinik ausfällt.

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