Kempten | von Kerstin PÄtzold: "Hauptsache ist, in Bewegung zu sein"

8. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
hermann ernst

Arbeiten im Winter - Dicke Kleidung und heiße Getränke halten warm

Tiefe Temperaturen, die stellenweise rekordverdächtige Minusgrade erreichen, sorgen derzeit für klirrende Kälte. Kein Wunder, dass sich da viele Menschen bevorzugt in gemütlich warmen Innenräumen aufhalten und nur für einen kurzen Spaziergang oder dringende Besorgungen einen Schritt vor die Tür wagen. Doch wie gehen diejenigen mit der eisigen Kälte um, die sich von Berufs wegen draußen aufhalten? Wir haben bei einer Politesse, einem Briefzusteller, einem Markthändler und einem Straßenkehrer (siehe rechts) nachgefragt.

Wie ein Eskimo, sagt Anneliese Schäffler, mache sie sich im Winter zurecht, um der Kälte zu trotzen. Seit 15 Jahren dreht die Politesse bei Wind und Wetter ihre Runden durch die Stadt, um Falschparkern Strafzettel an die Scheibe zu klemmen. Sobald die Temperaturen in den Keller sinken, hüllt sich die Kemptenerin in ihren blauen Dienstmantel und streift ihre Handschuhe über. So gerüstet hat Schäffler mit den frostigen Arbeitsbedingungen "überhaupt kein Problem". Im Gegenteil: Sie ist gerne draußen an der - mitunter auch eisigen - Luft: "Das ist mir lieber als im Büro zu sitzen", sagt die Politesse.

Der Gedanke im Warmen zu sitzen, statt mehrere Stunden im Freien zu verbringen, hat auch für Jürgen Roth so gar nichts Verlockendes. Roth war 25 Jahre lang begeisterter Dachdecker und stellt seit vier Jahren Post von Allgäu Mail zu. Bis der "Mann für alles", wie sie ihn bei der privaten Postzustellfirma gerne nennen, die täglichen Briefe verteilt hat, können bis zu acht Stunden vergehen. "Hauptsache ich bin in Bewegung", sagt Roth zufrieden. Mit reichlich Arbeit komme er nämlich selbst bei Minusgraden durchaus mal ins Schwitzen.

Davon kann Wochenmarkthändler Andreas Stora nur träumen. Jeden Mittwoch steht der 40-Jährige von der Gschmackeria in Kempten von sechs bis 13 Uhr vor der Markthalle, weil drinnen kein Platz mehr für einen Stand dieser Art war. "Angenehm ist die Kälte nicht, aber man arrangiert sich eben", gibt er zu. Schließlich sei er froh, wenigstens einen Außenstand betreiben zu können. Stora hält sich mit heißem Kaffee oder Tee, dicker Kleidung und einem kleinen Gasbrenner warm.