Die Uhrzeiger näherten sich der 21-Uhr-Marke, als im Kemptener Theater Bemerkenswertes geschah. Der letzte Ton von György Ligetis Streichquartett Nr.1 war verklungen, einer schweren Kost aus dem Jahr 1954. Da brandete plötzlich kräftiger, beinahe schon enthusiastischer Applaus auf. Der hielt eine Weile an und war akustisches Zeichen dafür, dass das Publikum dankbar war für dieses Angebot, zumal exzellent dargeboten von einem Mandelring Quartett, das bei diesem Werk voller Verve agierte.
Ligetis Kost ist keine, die problemlos hinunter flutscht wie Pudding, sondern die mitunter hart und zäh erscheint und schon so manchem Zuhörer schwer im Magen lag. "Man kann mich nicht festnageln auf eine einheitliche, verbal ausdrückbare kompositorische Theorie", sagte Ligeti (1923 - 2006) einmal, "ich versuche immer neue Dinge auszuprobieren." Das hört sich nicht nach Mendelssohn-Wohlklang oder Schumann-Genuss an.
Ligetis erstes Streichquartett stützt sich im Grunde genommen auf eine überschaubare Tonabfolge, aus er ein Werk konstruierte, das spannende Momente bietet, überraschende Wendungen, unerwartete Rhythmen. Ein Werk voller Emotionen, das die Mitglieder des Quartetts an den Rand der technischen Belastbarkeit trieb.
Freilich: Das Ensemble bestand die schwierige Prüfung, war genau aufeinander abgestimmt und formte dieses Streichquartett mit einer Perfektion, die tief beeindruckte.
Düsteres Klavierquintett

Platzmangel bei Flüchtlingsunterkünften
Flüchtlinge im Unterallgäu: Turnhallenbelegung war "Schwierige Entscheidung"
Was bei Ligeti gelang, vermisste man über weite Strecken bei Nikloai Medtners Klavierquintett C-Dur: dass das Publikum gebannt und berührt zugleich ist. Kühl und sachlich interpretierte das Mandelring-Quartett dieses Werk, dessen Entstehung sich über die lange Zeit von 40 Jahren hinzog. Das hat ihm nicht unbedingt zu außergewöhnlicher Qualität verholfen. Von Düsternis überzogen ist es, was erahnen lässt, dass sich Medtner nicht immer wohl fühlte in seiner Haut.
Den Kontrast dazu bot Max Bruchs Klavierquintett g-Moll mit einem souveränen Ian Fountain am Flügel. Ausdrucksstark, virtuos, pedantisch im Detail: Das Mandelring Quartett drang tief in dieses Stück, das nicht alleine Klangschönheit vermittelte, sondern jede Menge Spannung und Emotion. Und so gesehen eine interessante Verbindung herstellte zu Ligetis Streichquartett - auch wenn dieses aus einer ganz anderen Zeit datiert.