Kempten - Schwarzer Sand klebt in den Gesichtern der Arbeiter, Flexen kreischen, Hämmer dröhnen auf Metall, Funken stieben auf, tonnenschwere Metallteile baumeln an mächtigen Kranhaken durch eine Halle der Kemptener Eisengießerei. 'Eine Gießerei ist keine Apotheke', kommentiert Geschäftsführer Roland Hübner die Szenerie. Harte Arbeit wird dort geleistet, auf die die Männerzurecht stolz seien: 'Ohne Gießer geht im Maschinenbau nichts', erläutern die Experten bei einer Betriebsbesichtigung. Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer und Dr. Richard Schießl, Leiter des Amts für Wirtschaftsförderung, lassen sich das Traditionsunternehmen im Westen der Stadt zeigen. 185 Menschen sind in dem Betrieb beim Stadtweiher beschäftigt. In den vergangenen drei Jahren sei die junge Belegschaft um rund zehn Prozent gewachsen. Neun Lehrlinge werden zum Gießereimechaniker und Modellbau-Mechaniker ausgebildet, kaufmännische Ausbildung wird ab Herbst eingeführt. Das Unternehmen biete zukunftsträchtige Arbeitsplätze: 'Wir verlagern auf keinen Fall in den Osten', versichern die Verantwortlichen. Als 'gut bis sehr gut' bezeichnen sie die Auftragslage. Zu den Kunden zählen Firmen wie Liebherr, Dornier, ZF, Maho oder Grob. Im Umkreis von 300 Kilometern werden auch Unternehmen in Österreich und der Schweiz bedient. Tonnenschwer sind manche Einzelteile, beispielsweise Lager für Spezialmaschinen oder Seilrollen für Kräne und Aufzüge. Um die herstellen zu können, sind vorab Modelle nach den Zeichnungen der jeweiligen Konstrukteure zu fertigen. Um die 40000 Stück hat die Eisengießerei auf Lager. Drum herum wird aus Sand und Harz eine Gussform erstellt.
'280 Tonnen Sand sind hier jeden Tag unterwegs', erklärt Roland Hübner. 500000 Euro habe die Gießerei zuletzt in die Optimierung des Sandkreislaufs gesteckt. Ein anderer Kreislauf im Betrieb ist der des Metalls. Eingeschmolzen werden unter anderem Bahngleise, Schrott, Stanzabfälle und Roheisen. Die Zutaten bedingen später die Qualität des Gusseisens, die im Betrieb analysiert und dokumentiert wird. Erhitzt wird das Material bis auf rund 1500 Grad, die Gießtemperatur liegt zwischen 1400 und 1300 Grad. Zwei Elektroöfen mit je 1800 Kilowatt Leistung sind aufeinander abgestimmt, um den Energieverbrauch zu minimieren. Eine andere Produktionsstraße wird von einem Kupolofen bedient, der mit Koks beheizt wird. Bis zu acht Tonnen können darin auf einmal erhitzt werden. An einen Ersatz durch einen variableren Elektro-Ofen ist gedacht. Lauter gute Nachrichten also aus der Eisengießerei. Das war zuletzt nicht immer so: Im Herbst 2003 starben kurz hintereinander die Unternehmer Hans Hönig und Gustav Mekiska. Ziemlich genau vor einem Jahr gab es einen Arbeitsunfall, bei dem ein Mitarbeiter ums Leben kam. Auch wenn seinerzeit das Unternehmen keine Schuld getroffen habe, wurde reagiert: ein externer Arbeitssicherheitsberater ist engagiert, die Feuerwehr wurde enger in die Abläufe eingeweiht. Einvernehmlich sei die Zusammenarbeit mit der Stadt, speziell dem Umweltamt. Konsequent investiere man seit Jahrzehnten in den Umweltschutz, betont Verkaufsleiter Ernst Bierbaumer. Klagen der Anwohner über Geruchsbelästigungen gebe es kaum noch. Und wie sagt der Chef so schön: 'Eine Eisengießerei ist keine Apotheke.'