Altusried: Harald Holstein darf zufrieden sein

22. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
laura loewel

Theaterkästle - Neuling inszeniert Rokoko-Komödie "Falsche Vertraulichkeiten" stilvoll und leicht

Zum ersten Mal führte Harald Holstein im Theaterkästle Altusried Regie. Im Auftrag der "Theaterfreunde Altusried" inszenierte er die Komödie "Falsche Vertraulichkeiten" von Pierre Carlet de Marivaux und wählte damit ein hochgestecktes Ziel. Das selten aufgeführte Rokokostück ist ein kompliziert verflochtenes Intrigenspiel um einen schlauen Diener, der nach vielem Hin und Her einen gräflichen Bewerber ausbootet und die wahren Verliebten zusammenführt.

Lüge wird Wahrheit, Wahrheit Lüge und das alles in einer Sprache, die leicht und elegant über die Bühne geht. Schon die Optik stimmt in dieser Inszenierung.

Bestechende Sprechsicherheit

Das von Holstein in zarten Pastellfarben gestaltete Bühnenbild, die stilvollen Kostüme von Annemarie Lang fördern die Leichtigkeit des Spiels. Vor allem aber besticht die Sprechsicherheit der Darsteller. Es gelingt ihnen, der bis zur Maniriertheit gesteigerten Eleganz der Marivaux-Dialoge Herr zu werden und damit einen Geist zu beleben, der unserer rauen Wirklichkeit ziemlich fremd geworden ist.

Holstein selbst spielt den abgrundtief verliebten Dorante - verhalten, ohne Anflug von Kitsch. Gabriele Grotz, seine angebetete Araminte, wahrt auch bei aufkeimender Leidenschaft kühle Noblesse. Die gleichfalls verliebte Marton (Thaya Klüpfel) hingegen geht ungebremst auf das Ziel ihrer Begierde los. Die adelssüchtige Mutter (Ingrid Müller) bleibt trotz aggressiver Bosheit eine Dame von Stande.

Die Diener sind voneinander gut abgegrenzt. Den nach italienischen Vorbildern geformten Arlequin (Sebastian Weidmann) erkennt man schon am Kostüm. Sein Gegenstück, der gute Intrigant Dubois (Wolfgang Hebenstreit), ist immer gezügelt heiter, während Arlequin unbeherrscht drauflos poltert.

Michael Marmon präsentiert einen Grafen, wie ihn die Aufklärung zu sehen begann. Ein Hofschranze mit aufgeplusterter Perücke, zwar gutmütig, aber schon mit deutlichen Merkmalen von Degeneration.

Ramjoué mit komischen Effekten

Adrian Ramjoué holt aus seiner kleinen Verwalterrolle alles Mögliche an komischen Effekten heraus. Seine Sprechweise ist bis in die Feinheiten geschliffen. Das Publikum im voll besetzten Saal dankte mit einem langen Beifall. Harald Holstein darf mit seinem Debüt zufrieden sein.

Weitere Aufführungen am 23., 24., 25., 30. und 31. Januar sowie am 1., 6., 7. und 8. Februar. Beginn jeweils 20 Uhr. Karten gibt es unter der Telefonnummer 01805/592200.