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Handschlag zwischen West und Ost

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Handschlag zwischen West und Ost

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    Wie der Garnhersteller Zimmermann versucht, die Globalisierung mit ihren eigenen Waffen zu schlagen Simmerberg (sza). 'Zum Jammern haben wir keine Zeit', zitiert Hans-Peter Mauch seinen Chef Pius Geiger. Konsumflaute und internationale Konkurrenz setzten auch dem Garnhersteller Zimmermann aus Simmerberg zu, erklärt Geschäftsführer Mauch. Er versucht, die Globalisierung als Chance statt als Risiko zu begreifen.

    Seit einiger Zeit schon streckt das Unternehmen, das zum Oberstdorfer Baukonzern Geiger gehört, seine Fühler in Richtung der neuen EU-Mitglieder aus. So ist Zimmermann schon in Tschechien, Polen und Litauen aktiv. Als Ziel hat Mauch eine Million Euro Umsatz in diesen Ländern angepeilt. Nächste Woche reist Mauch wieder ins Baltikum. Zimmermann steht unter Druck. Der Hersteller von elastischen und technischen Garnen für Socken, Kompressionsstrümpfe und Bandagen bekommt die Kaufunlust der Deutschen zu spüren. Zwar verkauft Zimmermann an Textilfirmen und nicht an Endverbraucher, aber wenn weniger Socken über den Ladentisch gehen, ordern die Textilfirmen weniger Garne. Und dann war da noch die Gesundheitsreform: Weil weniger Kompressionsstrümpfe verschrieben werden, schrumpft auch hier ein Geschäftsbereich. Die Auftragslage bezeichnet Mauch als 'ziemlich unbefriedigend'. Die Zahl der Mitarbeiter ist von einst knapp 90 auf etwas über 70 gesunken. Und der Jahresumsatz von 10 Millionen Euro wird heuer nicht zu halten sein, glaubt Mauch. Dann drängt da noch die Billig-Konkurrenz aus China und der Türkei auf den Markt. Doch genau dies eröffnet auch neue Möglichkeiten. Gerade viele Unternehmen in Osteuropa sehen diese Importe mit Sorge und fürchten, dass ihr großer Standortvorteil, die günstigen Lohnkosten, im Zuge einer europäischen Angleichung bald steigen werden. Was liegt da näher, als dass sich 'altes' und 'neues' Europa die Hand reichen, um gemeinsam der asiatischen Konkurrenz standzuhalten?Eine Produktionsverlagerung ins Ausland kommt für Mauch nicht in Frage. Dass vor wenigen Jahren sieben Millionen Euro in den Stammsitz in Simmerberg investiert worden sind, sei ein 'klares Bekenntnis zum Standort Deutschland'. Das Unternehmen habe sich angesichts der Textilkrise bewusst antizyklisch verhalten. Ohne es groß als irgendein Arbeitszeitmodell zu betiteln, gebe es bei Zimmermann schon lange Arbeitszeitkonten, so Mauch. 'Da machen die Leute gerne mit' und es erlaube dem Unternehmen, schnell auf die Auftragslage zu reagieren, lobt er die Einsatzbereitschaft seiner Mitarbeiter. Zuversicht statt Resignation, gerade in schwierigen Zeiten - das predigt Mauch. 'Es geht immer was Neues, man muss es nur wollen.' Zum Jammern ist später schließlich immer noch Zeit.

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