Von Peter Schwarz Oberstdorf - Feinschmecker müssen vorerst auf eine kulinarische Top-Adresse in Oberstdorf verzichten. Mit der überraschenden Schließung des Restaurants 'Königliches Jagdhaus' büßt der Tourismus-Ort nicht nur ein lukullisches Aushängeschild ein. Der gastronomisch genutzte ehemalige Jagdsitz des einstigen bayerischen Prinzregenten Luitpold und des nachmaligen Königs Ludwig III. hat auch historische Bedeutung. Quasi von heute auf morgen meldete Hauben-Koch Kurt Podobnik Insolvenz an. Der Besitzer des im Jahr 2000 mit Millionenaufwand hergerichteten Jagdhauses, Manfred Kurrle, hofft jetzt auf eine schnelle Wiederbelebung durch einen neuen Patron. Beim Amtsgericht Kempten ist der Insolvenz-Antrag am Dienstag eingegangen, wie das Gericht auf Anfrage mitteilte. Das letzte Halali kündigte sich bereits Tage zuvor an. Ein Zettel an der verschlossenen Eingangstür vermeldete zunächst irritierend, warum das 'Königliche Jagdhaus' nicht mehr zu Gaumenfreuden auftischte und keine exquisiten Weine mehr kredenzte: 'Wegen Krankheit geschlossen'. Der von Gourmet-Führern seit Jahren beifällig benotete Koch Podobnik, der sich seine Meriten am Herd auch in der Schweiz und einige Jahre in der Oberstdorfer Nachbargemeinde Fischen erworben hatte, sah keine wirtschaftliche Basis mehr, wie er gegenüber dem Allgäuer Anzeigeblatt darlegte. Ein 'miserables Frühjahr' und eklatante Umsatzausfälle des am Restaurant angegliederten Biergartens im total verregneten August hätten ihm den Konkurs nicht erspart, erkärt der Profi, der seit 33 Jahren im Geschäft ist und seit 17 Jahren selbstständig. 'Dabei habe ich mich sechs Jahre geknechtet', verweist der gebürtige Kärntner, der mittlerweile Oberstdorf den Rücken gekehrt hat, auf seine hart erkämpften Erfolge als Küchenchef. Podobnik: 'Ich habe alles für den Betrieb gegeben.'
Schnell einen Nachfolger finden Diesen Einsatz hat beispielsweise die Feinschmecker-Bibel Gault Millau erst in diesem Jahr mit einer Kochmütze goutiert. Auszug aus der Kritiker-Belobigung nach gemundetem Steinbutt mit Erbsenmousse: 'Die Küche gibt sich alle Mühe, Einfaches und Aufwändiges mit Akribie zuzubereiten'. Mit der jetzigen Pleite haben allerdings auch neun Mitarbeiter in Service und Küche ihren Job verloren. Zum Insolvenz-Verwalter ist inzwischen ein Ulmer Rechtsanwalt bestellt worden. Er muss nun prüfen, inwieweit vermeintlich offene Rechnungen etwa von Lieferanten noch beglichen werden müssen. Eigentümer Manfred Kurrle, der die Immobilie im Zusammenhang mit dem Kauf des Alpguts Einödsbach vom Adelsgeschlecht der Wittelsbacher übernommen hatte und das in einen Dornröschenschlaf verfallene Anwesen komplett renovieren ließ, fühlt sich durch die momentane Entwicklung noch immer wie vor den Kopf gestoßen. Er trachtet nun danach, das Haus mit einem neuen guten gastronomischen Pächter so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Kurrle: 'Das Objekt hat es nicht verdient, lange leer zu stehen.'Bürgermeister Thomas Müller bedauert die Entwicklung. 'Wir verlieren damit eine der Top-Adressen in der Oberstdorfer Gastronomie', beklagt er die überraschende Schließung. Ähnlich sieht es die Vorsitzende des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes, Claudia Tauscher-Kögel, wo Podobnik Mitglied war. 'Das ist mehr als schade, weil das Königliche Jagdhaus als eine der wenigen hiesigen Adressen in Gourmetführern vertreten war.' Immerhin glaubt sie: 'Das Flair des Hauses bleibt'. Der andere hoch bewertete Oberstdorfer Meister am Herd ist Ludger Bolkart-Fetz vom 'Maximilians'. Er zeigt sich 'traurig' über das Schicksal seines Berufskollegen, den er 'sehr geschätzt' hat. Bolkart-Fetz ist fest davon überzeugt, dass der Spitzen-Ferienort auch weiterhin einen Markt für die gehobene und feine Küche bildet. Der Küchenchef: 'Das Potenzial ist da'.