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Artikel: Gymnasiasten tauchen ein ins Alltagsleben von Jerusalem

11. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Schüleraustausch Holocaust-Gedenkstätte macht betroffen - Beeindruckt von Religions-Vielfalt auf nur einem Quadratkilometer

Von Lukas Wilde |OberstdorfSeitvier Jahren begegnen sich junge Menschen aus Israel und dem Allgäu. Noch taufrisch ist das jüngste Treffen. Schüler des Gertrud-von-le-Fort-Gymnasiums Oberstdorf und ihre Alterskollegen von der Highschool Pisgat Zeev trafen diesmal in einem Vorort Jerusalems aufeinander, wo sich die israelische Partnerschule befindet.

Nachdem die jungen Oberstdorfer bereits im Sommer Besuch aus dem Nahen Osten erhalten hatten, stand nun der Gegenbesuch unter der Obhut der Lehrerinnen Dr. Marion Presslich und Doris Eckert sowie von Schulleiter Ludwig Haslbeck auf dem Plan. Die beiden Pädagoginnen begleiten den Schüleraustausch von Anfang an.

Bei ihrem zehntägigen Aufenthalt lernten die sechs deutschen Teilnehmer in den Gastfamilien, wie dort das Alltagsleben verläuft. Obwohl sie ja in der Hauptstadt des jüdischen Staates wohnten, wurden die Oberstdorfer Schüler in aller Frühe vom Gebetsaufruf des islamischen Muezzins geweckt. Palästina mit seinen Moslems liegt ja gewissermaßen um die Ecke. Koschere Speisen und abwechslungsreiche Mahlzeiten, bei denen auch Humus gereicht wurde, eine Art Kichererbsenbrei, waren den Schülern ebenfalls nicht vertraut.

Die Oberstdorfer konnten ganz offen mit ihren Gasteltern und Alterskollegen über vielerlei Dinge reden, auch über Politik und das Verhältnis der Israelis zu den Palästinensern.

Angesichts des besonderen deutsch-israelischen Verhältnisses und der schmerzlichen Erinnerungen an die Judenvernichtung unter dem Nazi-Regime bildete der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem einen Schwerpunkt der Reise. "Bibel zum Anfassen" nannten die Reiseteilnehmer ihre Spurensuche nach Lebensstationen von Jesus Christus. Lehrerin Marion Presslich ist jedes Mal fasziniert vom Zusammentreffen der verschiedensten Religionen und christlichen Konfessionen auf nur einem einzigen Quadratkilometer. Sie glaubt, dass diese Einzigartigkeit "den Horizont der Schüler erweitert".

In der Tat, die Heranwachsenden beobachteten Rabbis beim Überqueren der Straße, während einige Nonnen am Stand eines Moslems einkauften. Ein zweitägiger Ausflug führte in die Wüste und zum Toten Meer, wo die Oberstdorfer ein Bad im salzhaltigsten Gewässer der Erde nahmen.

"Einfach klasse, ein Super-Erlebnis." So schwärmte Benedikt Mayer aus der elften Klasse von der Israel-Reise. Eine Meinung, der alle anderen nur allzu gern zustimmten. Jetzt hoffen die Allgäuer Schüler, baldmöglichst den israelischen Schulkollegen bei deren nächstem Besuch unterm Nebelhorn das Skifahren beibringen zu können.