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Gütesiegel für das Naturdenkmal

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Gütesiegel für das Naturdenkmal

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    Obergünzburg (db). - Die 'Teufelsküche', eine wilde, teilweise turmhohe Felsbrockenansammlung zwischen Obergünzburg und Ronsberg, gehört nun offiziell zu den 100 schönsten Geotopen in Bayern. Dieses Gütesiegel wurde dem sagenumwobenen Ort unterhalb der einstigen Burg 'Högelstein' am Freitag durch das bayerische Umweltministerium verliehen. Die von Staatsminister Dr. Werner Schnappauf unterzeichnete Urkunde überreichte bei einer kleinen Feier vor Ort der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Professor Dr. Albert Göttle, an den Zweiten Bürgermeister Obergünzburgs, Harald Drutzel. Zusammen mit Landrat Johann Fleschhut enthüllten sie eine Schautafel, auf der die erdgeschichtliche Entstehung der 'Teufelsküche' anschaulich erläutert wird. Eine ganze Reihe an Personen aus Politik, Naturschutz, Biotopverbund und interessierten Bürgern hatten sich eingefunden, um an der Verleihung des Prädikats teilzunehmen. Darunter waren die Pfarrer Johannes Huber und Friedrich Martin, Ronsbergs Bürgermeister Gerhard Kraus sowie Diplom-Geologe Georg Loth und Dr. Lakali vom Landesamt für Umwelt. Den festlichen Rahmen unterstrich eine Abordnung des Obergünzburger Blasorchester mit ihrem Spiel.

    Gold und giftige Beeren Der Repräsentant der Marktgemeinde Obergünzburg, Harald Drutzel, war stolz über die Auszeichnung im Rahmen der Initiative 'Geologie erleben' des Umweltministeriums. Er wusste auch zu erzählen, wie es zu dem Namen 'Teufelsküche' kam. Wo jetzt die ungeheueren Felsentrümmer vor einer steilen Wand inmitten eines dunklen Waldes liegen, soll der Sage nach der Teufel sitzen und auf die Menschen lauern, die sich dort hinein verirren. Eine weitere Geschichte besagt, dass ein schrecklicher Pudel mit feurigen Augen dort eine Truhe Gold bewache, die ein Geist, der zu Lebzeiten Geld veruntreute, an einer längst vergessenen Stelle vor den Schweden versteckt hatte. In Ronsberg erzählt man sich, dass in einer Höhle eine arme Familie hauste, die kaum zu Essen hatte. Als der Vater Beeren sammelte, um eine Mahlzeit zu kochen, mischte der Teufel Tollkirschen hinein, was der ganzen Familie das Leben kostete. Daher soll der Name 'Teufelsküche' kommen. Weitaus nüchterner klang dagegen die wissenschaftliche Erklärung von Geologe Göttle. Die wild übereinander liegenden Felsblöcke, entstanden vor rund 2,6 Millionen Jahren, bestehen aus verfestigtem Schotter, so genanntem Nagelfluh, aus der Mindel-Kaltzeit. Nach der letzten Eiszeit kam es zu Hangrutschen und Felsstürzen, die der 'Teufelsküche' ihr heutiges, wildromantisches Aussehen gaben. 'Bei der ‚Teufelsküche’ handelt es also nicht nur um ein landschaftliches und heimatkundliches Kleinod, sie ist vor allem auch ein Bereich, der uns viel über die erdgeschichtliche Entwicklung dieses Gebietes und den Beziehungen zwischen klimatischen Verhältnissen und geologischen Vorgängen erzählen kann - ein Geotop eben.' Auch an anderen Stellen sind abgerutschte Nagelfluhfelsen und dadurch entstandene Höhlen in kleineren Ausmaßen zu entdecken, weil sich das Tal nach Ronsberg hin verengt, die Hänge dadurch zunehmend steiler sind und in grauer Vorzeit ins Rutschen kamen. Im Rahmen des Projekts 'Geologie erleben' werden bayernweit 100 Geopope nach strengen Kriterien ausgewählt, um sie dann besonders publikumswirksam zu präsentieren und einem sanften Geo-Tourismus zuzuführen. Obergünzburgs 'Teufelsküche' ist nun das 50. Naturdenkmal, das das Gütesiegel erhielt. Bis 2010 soll die Aktion abgeschlossen sein, erklärte Loth. Das Landesamt habe bisher rund 2750 Geotope in einem Kataster mit digitaler Datenbank erfasst. Landrat Fleschhut sagte, er habe gar nicht gewusst, dass der Teufel in Obergünzburg wohne, er hätte ihn eher woanders vermutet. Gerade im Ostallgäu sei man reich an Schönheiten in Natur und Landschaft, daher sei auch der Naturschutz in dieser Gegend besonders groß geschrieben. Man habe aber dadurch auch eine hohe Verantwortung dafür, besonders in pflegerischer Weise. Er dankte deshalb allen, die sich beruflich und ehrenamtlich für den Schutz der Natur und ihrer Besonderheiten einsetzten. i Die 'Teufelsküche' ist über einen etwas steilen und holprigen, dafür aber kurzen Weg vom Parkplatz aus gegenüber der Abzweigung nach Liebenthann erreichbar, oder von Ronsberger Skilift aus über einen befestigten, aber rund drei Kilometer langen Forstweg, den 'Högelsteinweg', zu Fuß oder Fahrrad erreichbar.

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