Der Arbeitskreis I der Günzacher Dorferneuerung, der sich mit Geschichte(n) aus Immenthal und Günzach befasst, lud unter dem Motto "Annodazumal" zu einem "lockeren, unterhaltsamen Abend" in die Schobermühle ein. Sprecher Jürgen Müller versprach Interessantes aus der "guten, alten Zeit und bei Gefallen weitere Treffen. Mit Auszügen aus der Chronik des Obergünzburger Pfarrers Gutbrod von 1889 stellte Brigitte Himmel die völlig vergessene Römerschanze Sellthüren vor, das "Gschleif" bei Immenthal und das fürstäbtliche Jagdschloss mit Brauerei, genannt "Brauerei im Thal", zu Günzach.
Die langjährige Archivarin der Gemeinde, Gerlinde Hantschel, sprach über ihren damaligen Entschluss, eine Chronik zu schreiben. Bevor diese 1983 erscheinen konnte, waren zahlreiche Besuche in Archiven von Augsburg, München, Kempten und Obergünzburg nötig. Nachdem sie "eine Menge" an Informationen gesammelt hatte, mussten diese gesichtet und geordnet werden. Dazu kamen Befragungen von Zeitzeugen und viele andere Aktivitäten. Nicht zuletzt waren dann Schreibarbeiten und die Drucklegung erforderlich. Viele Details aus der Günzacher Geschichte wurden damit für die Zukunft bewahrt.
Die Bahn im Günztal
Der neue Archivar, Michael Feistl, berichtete über Planung und Bau der Bahnstrecke Buchloe, Kaufbeuren über Kempten in den Bodenseeraum ab 1847. Schon 1852 wurde der Bahnhof Günzach erstmals angefahren. Einige Jahre später versuchte Obergünzburg, eine so genannte Schleppbahn zu erhalten, die bis nach Markt Rettenbach führen sollte. Die Gemeinde Immenthal hatte an der "Konkurrenz" aber kein Interesse, zumal sie sich an dem Bau der Schleppbahn finanziell beteiligen sollte. Trotz politischen Drucks gab der Gemeinderat nicht nach und verzögerte diesen Bau.
1911 lehnte das Ministerium die "unrentable Lokalbahn" von Mindelheim über Obergünzburg nach Günzach ab. Der 1. Weltkrieg tat ein Übriges, so Feistl, um den Bau zu verhindern.
Bevor die Sache eingeschlafen wäre, meldeten sich die Obergünzburger 1928 wieder zu Wort. Wenn schon keine Bahnstrecke gebaut würde, so beantragten sie wenigstens die Umbenennung des Bahnhofs in "Obergünzburg" oder "Obergünzburg-Günzach". Doch auch dieses Ansinnen verlief im Sande. Und auch die Bezeichnung "Günzach-Obergünzburg" wurde abgelehnt, und so blieb es bis zum heutigen Tag bei "Günzach".
Mit musikalischer Umrahmung durch Sonja Weinbrenner und Jürgen Müller, dem gemütlichen Feuer im Kachelofen, mit einem Imbiss und Getränken wurde das erste "Annodazumal" zu einem gemütlichen Treffen von Geschichtsinteressierten. Einer Weiterführung solcher informativer Abende stehe nichts im Wege, meinte Bürgermeisterin Brigitte Schröder.