Von Ulrich Weigel |SonthofenDie Flächen von Grünten- und Jägerkaserne in Sonthofen bieten weit mehr Chancen als nur die reiner Gewerbegebiete. Das meinen Sonthofens Grüne, die in Tübingen neue Impulse gesammelt haben. Denn die Universitätsstadt hat weitgehend hinter sich, was Sonthofen bevorsteht: 1991 räumte in Tübingen das französische Militär die Kasernen. 60 Hektar standen leer. Jetzt prägen vielfältige Nutzungen das Geschehen: ein Miteinander von Wohnen, Gewerbe, Sozialem, Kulturellem, Alt und Jung.
Diese Mischung hat für Stadtrat Michael Borth Charme. Tübinger Bürger bildeten Baugemeinschaften und errichteten miteinander günstig und doch individuell Wohnhäuser, deren einzige Auflage war, das Erdgeschoss gewerblich zu nutzen. Weil die Stadt mit dem grünen Oberbürgermeister Boris Palmer das Gelände selbst erworben hatte, konnte sie auch die Grundstückspreise festlegen.
Diese neuen Stadtteile seien keine Schlafstädte, sondern Viertel, die leben, sagt Stadträtin Elfriede Roth. Vorteile haben solche Konzepte viele: Gerade die kurzen Wege zwischen Wohnung, Arbeit und Geschäften sparen Zeit, aber auch immer teureres Benzin. Rund 3500 Menschen leben in Tübingen auf ehemaligem Militärgrund.
"Schonungslos analysieren"
Sonthofens Grüne wollen freilich nicht einfach der Kreisstadt an der Iller das tolle Modell vom Neckar überstülpen, wenngleich sich gerade die Jägerkaserne dafür eignen würde. Wichtig sei jetzt, "möglichst frühzeitig und schonungslos" (Borth) die gesamte Situation zu analysieren - in Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinden.

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Gerade die Jägerkaserne sollte wegen ihrer zentralen Lage nicht nur gewerblich genutzt werden, meint Ortssprecher Klaus Winzek. Teilflächen der Jägerkaserne könnten auch für Friedhofserweiterung, Feuerwehrhaus oder Bauhof dienen. Und gewiss, so die Grünen, ließen sich bestehende Gebäude wie der Vortragssaal nutzen. Die Grüntenkaserne eigne sich für Gewerbe, aber im westlichen Bereich zum Beispiel ebenso für eine eventuelle Verlagerung des Campingplatzes.
"Die Stadt muss die Projektgruppe dafür möglichst bald auf die Beine stellen, Ideen für die Konversion sammeln und sich andernorts umschauen", fordert Stadträtin Ingrid Fischer. Dabei sei die Bevölkerung einzubinden.
Damit Sonthofen alle Optionen offen hat, solle die Stadt die freien Kasernen in ihre Hand bringen und nicht einem großen Investor überlassen. Wichtig sei auch, die Stelle des in Altersteilzeit gegangenen Stadtbaumeisters Hans Wernick durch einen Nachfolger mit Erfahrung zu besetzen.