Von Stefan Frank, Obergünzburg - Das Trio Audite ('Höret!') bilden zwei Damen und ein Herr: Ute Koch, Flöte, ist zurzeit am Staatstheater Mainz engagiert; Gudrun Kröniger, Fagott, ist Mitglied im Philharmonischen Orchester Südwestfalen; der Pianist Ludwig Schmid unterrichtet an der Würzburger Musikhochschule und an einem Gymnasium dieser Stadt. Seit Jahren musizieren die jungen Künstler zusammen und sind mit ihrem Ensemble Stipendiaten der Stiftung 'live-music-now' des großen Geigers Yehudi Menuhin. Ihr Obergünzburger Konzert gestalteten die Musikerinnen sehr abwechslungsreich: Werke aus Barock und früher Klassik waren ebenso vertreten wie Stücke des Impressionismus (Debussy) und der (gemäßigten) Moderne (Piazzolla, Bozza). Eine Sonate von J. B. Boismortier ließ auf Anhieb die Qualitäten des Ensembles aufscheinen: Hervorragende Technik, engagierte Freude am Spiel, wunderbar ausgewogenes Klangbild, wobei die eben genannte Sonate Schmid an einem recht kleinen Cembalo begleitete, das ihm ohnehin keine Chance bot, sich 'vorzudrängeln'. In gleicher Besetzung spielten die Künstler ein Trio in a-Moll von Vivaldi; auch hier ist 'spielen' wörtlich zu nehmen, denn die drei boten das Werk mit einer scheinbaren Mühelosigkeit dar, die den Eindruck erweckte, sie machten dies 'just for fun'. Dabei ist die genau austarierte Phrasierung in den respondierenden Figuren von Flöte und Fagott nur ein Beleg dafür, dass solide Vorbereitung und gleiches musikalisches Verständnis unabdingbar sind für solche Leistungen. Mit der Sonate für Fagott (und Klavier) op. 168 von Camille Saint-Saens konnte Gudrun Kröniger zeigen, mit welch stupender Souveränität sie ihr Instrument beherrscht. Knifflige Lagenwechsel, spitzfindige 'Koloraturen' und atem(be)raubende Bögen meisterte sie fabelhaft. Vor allem aber begeisterte ihr ungewöhnlich schönes Legato-Spiel, mit dem sie auch andere Stücke dieses Abends zum 'Singen' brachte. Meist freilich agierte die Flöte als 'Erste Geige', weil ihrer Stimme die tragenden Melodien zugedacht waren. Ute Koch verfügt über einen sehr angenehmen, niemals schrillen Ton; sie versteht es, musikalisch sehr differenziert zu gestalten. Mit dem Solovortrag 'Images' von Eugene Bozza, einem Komponisten des 20. Jahrhunderts, konnte sie ihr Können überzeugend unter Beweis stellen. Neben den unterschiedlichen technischen Schwierigkeiten, die für sie kaum eine Herausforderung zu sein schienen, verlor sie nie 'die Musik' aus den Ohren, gerade das finale Aufwärtsglissando wurde mit solch gelassener Heiterkeit ins Publikum 'gepfeffert', wie es etwa Bräute mit ihrem Brautstrauß nach der Trauung tun. Trauen muss frau sich halt!
Überzeugende Ensembleleistung Für Ludwig Schmid an Cembalo und Flügel war dieses Konzert ein 'Heimspiel', obgleich er solchen Bonus aufgrund seiner künstlerischen Fähigkeiten absolut nicht benötigt. Immer wieder ist es erfreulich, wie dezent und aufmerksam er zu begleiten versteht, wie er eine Linie der rechten Hand geschickt 'zwischen' Flöte und Fagott schickt, um sich sofort wieder ensembledienlich zurück zu nehmen. Er hatte ein umfangreiches Pensum zu bewältigen, darum waren gelegentlich 'verhuschte' Sechzehntelfiguren durchaus verzeihlich. Überhaupt war vor allem anderen die überzeugende Ensemble-Leistung, das wirklich gemeinsame Konzertieren, das beglückende Erlebnis dieses Abends. Und wenn schließlich der 'Abendsegen' aus der Oper 'Hänsel und Gretel' als Zugabe geboten wird, muss man sich nicht wundern, wenn das Publikum das Trio Audite nur ungern, gewiss aber mit großer Zuneigung 'entlässt'.