Marktoberdorf: "Grandiose Entscheidung für Region"

19. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Fendt-Erweiterung - Freude bei Stadt und Landkreis über Investitionszuschlag

l vit l Jubel bei Fendt: Gestern gab der Mutterkonzern AGCO in Amerika offiziell bekannt, dass den Zuschlag für den Ausbau der Produktion erhält. An den Standorten und Bäumenheim werden 172 Millionen Euro investiert, in drei Jahren sollen statt 15400 Traktoren 20000 vom Band laufen. Damit hat sich das Stammwerk im globalen Wettbewerb um die Kapazitätserweiterung durchgesetzt.

"Das ist eine schöne Weihnachtsbotschaft", freute sich gestern Bürgermeister Werner Himmer. Die Erweiterung des Traktorenwerks werte den Wirtschaftsstandort Marktoberdorf noch mehr auf. Landrat Johann Fleschhut schwärmt: "Das ist eine grandiose Entscheidung für die Region." Der Bürgermeister hofft, dass nun nicht nur die Zahl der Traktoren "Made in Marktoberdorf" steigt, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter. Mit Sicherheit gebe es mehr Ausbildungsplätze.

Stadt hat Vorarbeit geleistet

Himmer erinnert an die Vorarbeit, die die Stadt seit Jahresanfang leistete. Innerhalb kürzester Zeit wurden die baurechtlichen Voraussetzungen auf rund sechs Hektar geschaffen. Dafür muss Türk-Spor seinen Fußballplatz verlegen, für den geplanten Bau einer Moschee mit türkischem Kulturzentrum wurde ein neuer Standort gefunden.

Dass die Stadt nun den Grund aus einer Hand verkaufen könne, habe vielleicht geholfen, den Zuschlag zu erhalten.

Natürlich hat die Vergrößerung des wichtigsten Arbeitgebers in der Stadt auch Auswirkungen auf die Infrastruktur. Wenn im nächsten Jahr die Stückzahlen auf 17000 steigen, werden die Straßen den Lkw-Verkehr noch aufnehmen können, meint Himmer. Mittelfristig müsse man aber den Verkehr im Auge behalten. Eine weitere B12-Auffahrt an der Kreisstraße nach Ruderatshofen sei sicher nicht auf die Schnelle zu verwirklichen, erste Gespräche habe man aber bereits geführt.

Gerüstet sieht der Bürgermeister die Stadt auch für möglichen Zuzug. In Leuterschach laufe voraussichtlich 2009 die Erschließung eines Baugebiets, weitere Siedlungsflächen sind in Planung.

Näheres darüber, wie Stadt und Firma bei der Erweiterung zusammenarbeiten können, hofft Himmer heute Nachmittag bei einem Gespräch bei AGCO/Fendt zu erfahren. Daran wird auch Landrat Fleschhut teilnehmen. Fleschhut betont, wie sehr der Landkreis seit Jahren versuche, bereits im Planungsverfahren eng mit erweiterungswilligen Firmen zusammenzuarbeiten. Für den laufenden Bau der Fendt-Produktionsstraße habe man dadurch innerhalb von zwei Wochen eine Genehmigung erteilen können.

Über bürokratische Hemmnisse habe er in der Vergangenheit immer wieder mit AGCO-Präsident Martin Richenhagen gesprochen, der gerne die Schwerfälligkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland anprangere. Richenhagen habe ihm ausdrücklich versichert, seine Kritik gelte nicht für das Ostallgäu. Nun sei er sehr dankbar, dass Richenhagen dies durch die Entscheidung bestätige. Als Chef des Landratsamtes sagte er Richenhagen gestern zu, alles zu tun, dass die Bauanträge unbürokratisch und schnell bearbeitet werden.

Der Zuschlag zeige die positiven Seiten der Globalisierung, meint Fleschhut. Besonders erfreulich sei, dass die Region von einer weltweit aufstrebenden Zukunftsbranche profitiere. Künftig werde AGCO auch bei weiteren Investitionsentscheidungen nicht an Marktoberdorf vorbei kommen.

Fleschhut stellt heraus, dass innerhalb weniger Tage der zweite Weltkonzern eine Riesen-Investition im Ostallgäu angekündigt hat: Vergangene Woche bestätigte Nestlé, dass man in Biessenhofen für mehr als 100 Millionen Euro baue. Diese antizyklischen Entscheidungen sicherten auch viele Arbeitsplätze in der heimischen Bauwirtschaft. " Wirtschaft