Oberstdorf (pts). Mehrere Gemeinderäte haben sich in der jüngsten Ratssitzung den Kopf eines Tourismus-Investors zerbrochen: Fällt das Baukonzept für das angestrebte Grandhotel mit 150 Zimmern und maximal 300 Betten im Norden des Spitzenferienorts doch gar zu bescheiden aus? Sollte es nicht, einem Wahrzeichen gleich, viel repräsentativer im Baustil sein? Ausgerechnet der Architekt musste seinen ins Hanggelände des Burgbichls eingepassten und zurückhaltend gestalteten Entwurf für das Luxus-Hotel verteidigen. Bei vier Gegenstimmen wurde das Projekt am Debatten-Ende aber klar befürwortet. Seit 14 Jahren hat es am Hang oberhalb der Stillach mit dem beeindruckenden Panoramablick auf die Oberstdorfer Bergwelt wechselnde Bauabsichten gegeben. Mal sollte ein Sanatorium an der Stelle der ehemaligen und jetzt zur Ruine gewordenen Lohmüller-Klinik entstehen, mal ein aufwändiges Fünf-Sterne-Hotel (wir berichteten). Zuletzt hatte die Gemeinde 18 Monate lang mit Investor Heino Deeken aus Ostfriesland verhandelt, um eine auch aus hiesiger Sicht dringend erwünschte Herberge der obersten Kategorie harmonisch in die sensible Landschaft zu integrieren. Nach Meinung von Bürgermeister Thomas Müller und seinem Bauamt erschien der jetzige Bebauungsentwurf stimmig, weil er vor allem den oberen Burgbichl-Bereich schone. Doch verschiedene Ratsmitglieder mochten diese Ansicht nicht teilen. Sie erschraken vor allem über die 107 Meter Länge des Hauptbaus, dessen vier Geschosse gleichwohl gut in die Umgebung eingebunden würden. Wäre es nicht besser gewesen, etwas höher und nicht so breit zu bauen?, fragten sie sich. In einem zusätzlichen viel kleineren und seitlich angeordneten Gebäude soll unter anderem eine Wellness-Abteilung untergebracht werden. Nach dem Konzept des Bauherrn sollen viele Suiten und großzügige Zimmer entstehen, wobei allerdings ein Drittel nicht zum aussichtsreichen Süden ausgerichtet sein wird. Modern und freundlich Drei Restaurants, eine Bar, zwei Schwimmbäder, die Wellness-Oase, ein künstlicher Wasserfall, ein Aussichts-Pavillon und eine Terrasse am Stillach-Ufer sollen für Ambiente sorgen. Eine Laden-Passage ist nicht beabsichtigt.
Die jetzige schmale Straße wird nicht verbreitert. Für Busse wird es neben dem Grandhotel aber einen geräumigen Wendeplatz geben. Die Tiefgarage soll rund 100 Auto-Abstellflächen bieten. Das ist eine moderne, freundliche und repräsentative Architektur ohne Unruhe, verteidigte Architekt Dieter Heiler aus Kempten den Entwurf. Nach eigener Aussage hat er den Plan dem Erscheinungsbild lang gestreckter Allgäuer Bauernhäuser angepasst. Diese Einschätzung teilte CSU-Ratsmitglied Toni Huber nicht. Der Bau in diesem kasernenartigen Stil erschlägt den Burgbichl, lautete sein gestrenges Urteil. Der FW-Fraktionsvorsitzende Martin Geißler fühlte sich ans Altenheim in Waltenhofen erinnert und vermisste die Akzente eines Nobelhauses. Auch sein FW-Fraktionskollege Oskar Fischer suchte vergeblich den Flair eines wahren Grandhotels. Gar auf totale Ablehnung stieß das Vorhaben beim Grünen-Vertreter, Wolfgang Gimmler. Neben derartigen Widersprüchlichkeiten wurde auch vorbehaltlose Zustimmung signalisiert, so vom CSU-Fraktions-Chef Edmund Seiller. Verstecken brauche man ein derartiges Objekt keineswegs, meinte er. Noch deutlicher wurde FW-Rat Martin Rees, der ein Wahrzeichen an dieser Stelle auch architektonisch umgesetzt haben wollte. Als nächste Realisierungs-Schritte müssen nun der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Zur Nordischen Ski-WM 2005 wird das Grandhotel aber wohl noch nicht zur Verfügung stehen.