Von Peter Schwarz Kleinwalsertal - Über viele Jahre hinweg galt das Ifen-Hotel in Hirschegg als das 'Grandhotel' des Tourismuszieles Kleinwalsertal und österreichweit als ein Urlaubsquartier der Fünf-Sterne-Kategorie. Nach 70 Jahren hat das auch wegen seiner gastronomischen Leistung gerühmte Haus den Betrieb eingestellt. Eine kurze Nachricht im Internet war alles, was den Gästen mitgeteilt wurde. Die überraschende Schließung des 140 Betten umfassenden Nobelhotels wird von Politik und Touristikern im Tal sehr bedauert. Finanzielle Schwierigkeiten des im Familienbesitz geführten Ifen-Hotels gelten nach übereinstimmenden Quellen aus dem Gastgewerbe als Ursache dafür, dass das Nobelhotel nach sieben Jahrzehnten einer erfolgreichen Tourismus-Geschichte zur Weihnachtszeit seine Pforten nicht mehr öffnen kann. Eigentümerin Renate Simon ließ über ihren Rechtsanwalt Dr. Horst Lumper mitteilen, dass die Schließung nicht endgültig sei und dass das Haus womöglich unter neuer Führung wiedereröffnet werden soll. Auch die kreditgewährende Bank, die Raiffeisenbank Kleinwalsertal, sucht nach einer einvernehmlichen Lösung. Dr. Andreas Gapp als Leiter der Abteilung Recht und Sanierung verweist darauf, dass weder eine Insolvenz des Ifen-Hotels noch eine Zwangsverwaltung durch die Bank vorliege. Der momentan große Investitionsbedarf auch im sicherheitstechnischen Bereich habe die Schließung erfordert, wobei nicht die Bank die treibende Kraft gewesen sei, ergänzte der Banken-Justitiar.
Unabhängig vom Grund der Schließung bedauert Bürgermeister Werner Strohmaier, selbst Gastronom, den 'Verlust für die Walser Hotellerie'. Das Ifen-Hotel, das immerhin den ersten Michelin-Stern in Österreich für seine Kochkunst erwarb, sei über viele Jahre hinweg 'ein Leitbetrieb' und das erste Fünf-Sterne-Hotel im Walsertal gewesen. Allerdings stellte Strohmaier fest, dass in den vergangenen Jahren andere Hotels an dem einstigen Vorzeigebetrieb vorbeigezogen seien. Tourismusdirektor Winfried Nesensohn stand vor der Situation, langjährigen Stammgästen des Ifen-Hotels kurzfristig ein Ausweichquartier zu besorgen. Dabei ist das Tourismusziel zwischen Weihnachten und Dreikönig insgesamt weitgehend ausgebucht. Nesensohn hofft nicht, dass sich nun enttäuschte Stammgäste vom Walsertal abwenden. Auch der Chef des Tourismusamts bedauert den Verlust des einstigen 'Flaggschiffs'. Wenigstens den sechs Lehrlingen unter dem jetzt ohne Arbeit dastehenden Personal will die örtliche Gastronomie und Hotellerie eine Fortsetzung ihrer Ausbildung ermöglichen. Fried-Joachim Störmer, Obmann des Gastgewerbe-Verbands, spricht davon, dass bereits drei 'Azubis' nach Absprache mit der Wirtschaftskammer Vorarlberg in anderen Häusern untergekommen seien. Das vom Gourmet-Führer Gault Millau in der neuesten Ausgabe 2006 noch immer mit zwei Hauben für seine Restaurantleistung hoch bewertete Ifen-Hotel hat seit der Gründung 1936 auch wichtige Kapitel der Heimatgeschichte geschrieben. In Hirschegg wurden in den 30er Jahren die ersten Bergfilme mit Spielfilm-Charakter gedreht. Während des Zweiten Weltkriegs waren französische Diplomaten im Haus interniert. Nach Kriegsende bezog der spätere französische Staatspräsident de Gaulle dort vorübergehend Quartier.