Kaufbeuren (fro). - In Kaufbeuren leben und sterben Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, Religion und Herkunft. Doch der Tod macht sie nicht gleich. Wie in der christlichen Religion gibt es auch im Islam eine gewisse Begräbnis-Zeremonie zu beachten. Deswegen hat es bislang in Kaufbeuren noch keine islamische Bestattung gegeben hat. Vielmehr lassen die Angehörigen die Toten in ihre Heimat überführen und dort beerdigen. Die Regeln einer islamischen Bestattung richten sich nach der 'Sunnah' - den Lebensweisheiten Mohammeds, erklärt der Imam (Vorbeter) der Moschee 'Mustafa Güven'. In Kaufbeuren gibt es außerdem noch die Moschee des Türkisch-Islamischen Kulturzentrums, die ebenfalls einen Imam hat. Ein Imam benötigt eine vierjährige Ausbildung. Um Leiter einer örtlichen Gemeinde oder Vorbeter in einer großen Moschee zu werden, muss er zusätzlich fünf Jahre an einer Fakultät der Religionen studieren. Da die Seele für den Moslem unsterblich ist, muss sie nach dem Tod möglichst zügig von einem Imam in das Jenseits geleitet werden. Der Imam hat den Körper des Verstorbenen zunächst zu waschen, damit dieser gereinigt vor Allah tritt. Danach wird der Körper in ein weißes Tuch gehüllt und in einem Sarg in der Moschee aufgebahrt, in der der Imam mit Verwandten oder Bekannten des Verstorbenen betet. Gemeinsam bringen sie danach in den islamischen Ländern den Sarg auf den Friedhof, wobei der Sarg einzig für den Transport benötigt wird, da der Tote nur mit einem Tuch umhüllt in sein Grab gelegt wird. Der Tote wird dabei auf die rechte Seite mit dem Gesicht nach Mekka - der wichtigsten der fünf heiligen Städte der Moslems - gelegt. Auf den Toten wird ein Brett gelegt, damit dieser durch die ihn begrabene Erde nicht befleckt wird. Der Imam bleibt dabei am Grab, um den Verstorbenen an sein Glaubensbekenntnis zu erinnern: 'Allah ist der Einzige und Mohammed sein Prophet'. Zitat Der Tod ist der Transit vom Leben in das Jenseits.} Murat Ilce, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins 'Diyanet' in Kaufbeuren Die Moschee 'Mustafa Güven', in der der Imam arbeitet, gehört zu dem Türkisch-Islamischen Kulturverein 'Diyanet', der in demselben Gebäude wie das Gotteshaus untergebracht ist. Rund 180 Mitglieder zählt der Verein, aber zum Beten kann jeder Moslem in eine der beiden Kaufbeurer Moscheen gehen. In Kaufbeuren leben rund 3950 Ausländer, davon über 1400 Türken, teilt das Einwohnermeldeamt mit. '95 Prozent der Türken sind Moslems', schätzt der Ausländerbeiratsvorsitzende Ibrahim Aydogdu. Zusammen mit Angehörigen anderer Nationalitäten leben demnach etwa 1500 Moslems in Kaufbeuren. Trotzdem vollzieht der Imam in der Moschee die Zeremonie für einen Toten nur bis zum gemeinsamen Gebet, da es nicht den deutschen Gesetzen entspricht, Verstorbene ohne Sarg und nach Osten ausgerichtet zu begraben. 'Wir haben keine Erfahrungen mit Begräbnissen von Moslems. Wahrscheinlich werden alle in ihre Heimat überführt', sagt dementsprechend der Leiter des Standesamtes, Klemens Schmid. Das weiß auch Peter Vogt vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen. Seine Firma erledigt zwar auch Überführungen, aber die moslemischen Gemeinden 'haben bestimmte Unternehmen als Vertragspartner'.
Extra-Fläche auf Friedhof möglich Murat Ilce, Vorsitzender des Kulturvereins 'Diyanet' bestätigt: 'Es gibt Beerdigungshilfsvereine, die im Auftrag der Verwandten oder von Spendern handeln.' Diese Vereine erledigen nach dem Gebet des Imams die Formalia mit dem Konsulat und die Überführung. Aber sie helfen auch in komplizierten Fällen, so zum Beispiel mit Ländern, in denen Krieg herrscht wie dem Irak oder Afghanistan. Der Imam glaubt nicht, dass sich demnächst Moslems in Kaufbeuren beerdigen lassen wollen - aber sie würden es vielleicht, wenn es einen ausgewiesenen Begräbnisplatz für Moslems gäbe. 'Das könnte auf uns zukommen', glaubt Schmid. Dann würde auf dem Kaufbeurer Waldfriedhof eine extra Fläche ausgewiesen, auf denen 'Grabreihen nach Mekka ausgerichtet sind'. Allerdings dürften die Verstorbenen nicht allein im Tuch begraben werden: 'Das geben unsere Bestattungsgesetze noch nicht her.'