Verabschiedung: Gottesdienst und Volksfest für den Dietmannsrieder Pfarrer Helmut Guggemos

30. Juli 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Ein Seelsorger, der Spuren hinterlässt

Er hinterlässt Spuren in den Herzen. So tiefe Spuren, dass nicht wenige Augen feucht wurden, als am Samstag die große Abschiedszeremonie für Pfarrer Helmut Guggemos ihren Lauf nahm: In der voll besetzen Pfarrkirche St. Blasius zog der Kirchenchor alle Register seines Könnens; dem Gottesdienst schlossen sich viele Dankesworte und Zeichen der Wertschätzung an. Und als der scheidende Geistliche Hand in Hand mit seinen Eltern Xaver (85) und Anna (82) das Gotteshaus verließ, landete er unvermittelt in einem kleinen Volksfest auf dem Kirchplatz. Die Musikkapelle spielte, 50 Kindergarten-Kinder umringten den Priester und Beifall brandete auf, als Guggemos ein Freibier-Fass anzapfte. Bis 23 Uhr verabschiedeten sich die 'Pfarrkinder' von ihrem Seelsorger.

Im Herbst 2001 war Guggemos, jüngstes von sieben Kindern einer Seeger Familie (ein Bruder wurde ebenfalls Pfarrer, eine Schwester Klosterfrau) nach Dietmannsried gekommen. Im ersten Pfarrbrief schrieb er: 'Liebe Mitreisende, willkommen an Bord des Jesus-Christus-Expresses.' Dass so viele in den 'Zug der Kraftquelle Christi' einstiegen, veranlasste den 42-Jährigen zu inniger Dankbarkeit. Lang sei die Liste derer, die in der Pfarreiengemeinschaft Dietmannsried mit Probstried, Reicholzried, Schrattenbach und Überbach seine Arbeit unterstützten. Von den Chören bis zu den Jugendgruppen, von den Gebetskreisen bis zum Krankenhausbesuchsteam, von den Lektoren bis zur Kinderkirchengruppe und den Vereinen.

Der besondere Dank des Geistlichen galt beispielsweise der Gemeindereferentin Monika Thome, dem Benefiziaten Jaby Chakkallakkel und Carmen Renk, die, wie auch Pfarrgemeinderats-Vorsitzender Thomas Fetzer betonte, neben der 'Bordküche' ein weites Aufgabenfeld übernommen habe. Natürlich freute sich Guggemos auch über den prächtigen Gladiolen-Kirchenschmuck von Mesnerin Marlies Rauh.

Einen dicken Applaus erhielt die evangelische Pfarrerin Andrea Krakau, die in humorvollen Worten schilderte, wie man viele Wegstrecken des christlichen Zugs gemeinsam gefahren sei. Auch ein Faschingstänzchen oder ein gemeinsamer Fußballabend seien da nicht ausgeblieben. Fürs neue Domizil des Pfarrers steuerte Krakau einen 'evangelischen Hocker' mit Lutherbild bei. Die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden der Pfarreiengemeinschaft gaben eine Kaffeemaschine mit auf den Weg.

'Einen wie Sie hätten wir weiterhin sehr gut im Dekanat gebrauchen können', sagte Prodekan Roland Buchenberg nicht ohne Wehmut. Und er gab eine Stellungnahme zu 'missverständlichen Äußerungen in jüngster Zeit' ab: 'Was wäre die Kirche ohne Frauen?', fragte er unter Beifall und warf dabei einen Blick auf den großen Mädchenanteil unter den 55 Ministranten.

Diese werden künftig die Feste, Ausflüge, Olympiaden und Fußballspiele mit Guggemos vermissen. 'Spitze' sei der Pfarrer, sagten die Oberministranten Stefanie Trunzer und Thomas Wagner. Schon deshalb, weil es ihm gelang, 'nach chaotischen Proben die Ministranten zu festgottesdienstlicher Hochform' auflaufen zu lassen.

Auch Bürgermeister Hans-Peter Koch bedauerte den Weggang des Geistlichen. Man sei nicht immer einer Meinung gewesen, es hätten aber beide stets das Bestmögliche für die Gemeinde gesucht. Eine Reihe 'gemeinsamer und auch gelungener Projekte' würden dies unterstreichen, so der Rathauschef. Die Nachfolge wird zum 1. September der Lindauer Pfarrer Dr. Martin Awa antreten.