In der Freinacht hatte die Polizei alle Hände voll zu tun von Bernd Buchfeld Kempten/Oberallgäu Zu erheblichen Sachbeschädigungen in Stadt und Altlandkreis kam es auch heuer wieder, weil viele die 'Freinacht' als 'Freibrief' für ihre Streiche missbraucht haben, die nichts mehr mit Brauchtum zu tun haben. 'Bis zum Morgen des 1. Mai hatten wir schon über 40 Einsätze', erklärt Hauptkommisar Karlheinz Schader.
In so manchen Haushalten dürfte am Maifeiertag das Toilettenpapier ausgegangen sein: Das Einwickeln von Zäunen oder gar ganzen Autos gehört nach wie vor in die ewige Bestenliste der Freinachtstreiche. Ebenso beliebt sind auch immer noch der reichliche Einsatz von Rasierschaum, das Umdrehen von Verkehrszeichen und das Verstellen harmlos herumstehender Gartenmöbel. Doch leider, so Schader, blieb es keineswegs nur bei diesen Streichen, die immerhin keinen oder kaum Sachschaden anrichten.
Bereits am Sonntag um 20 Uhr wurde die Polizei zum Jägerdenkmal gerufen. Dort schossen Jugendliche mit Steinschleudern auf Fenster. Der übereifrige Jäger-Nachwuchs wurde gestellt und muss sich, falls es zu Schäden kam, auf Anzeigen einstellen.
Angezeigt worden sind bereits Jugendliche, die im Thingers Autos mit Nagellack beschmiert hatten. Sie wurden von Mitarbeitern der Sicherheitswacht erwischt und einer Streife übergeben. Drei weitere Jugendliche hatten im Thingers auf einem Spielplatz eine Rutsche mit Papier umwickelt und angezündet. Auch der Freude an diesem 'Streich' machte die Sicherheitswacht einen herben Strich durch die Rechnung.
Eier gegen Autos
Zu rohen Eiern griffen Jugendliche und Heranwachsende im Bad Dürkheimer Weg. Sie bewarfen geparkte Autos. Auch sie kamen nicht glimpflich davon und werden angezeigt.
Täuschend echt, so Schader, waren die Schreckschußwaffen zweier Jugendlicher, die in der Schellenbergstraße kontrolliert wurden. Da diese Waffen nicht an Minderjährige abgegeben werden dürfen, wird nun gegen die beiden ermittelt.
Kurz vor 1 Uhr waren bei einem Einsatz der Polizei wieder Waffen im Spiel. Mehrere Jugendliche hielten sich auf einem Spielplatz in der Lindauer Straße auf. Da Anwohner Schlimmes für die Spielgeräte fürchteten, alarmierten sie die Polizei. Die kam, schaute sich um und fand in der Nähe des noch unbeschädigten Spielplatzes rasch vier Jugendliche. Ein 16-Jähriger trug ein Butterfly-Messer bei sich, die drei anderen Schusswaffen, die ebenfalls nicht in die Hände Minderjähriger gelangen dürfen. Diese Soft-Air-Waffen, sogenannte 'Gotcha-Pistolen', verschießen mit Farbe getränkte, weiche Kugeln und erfreuen sich bei militärisch angehauchten Geländespielen seit Jahren großer Beliebtheit.
Im Allmey und an anderen Stellen in Stadt und Land wurden mehrere Wertstoff-Container oder Papierkörbe umgeschmissen oder gar ausgeleert. Wüst ging es auf dem Gelände eines Supermarktes im Allmey zu: Dort rissen Unbekannte Blumen aus den Beeten, sägten alle Bäume ab, die auf dem Areal standen und stellten sämtliche Einkaufswagen auf dem Parkplatz im Kreis auf. Im Bereich der Ulrichskirche und am Fußweg bei den Rottachanlagen wurden Kanaldeckel entfernt. Vier zertrümmerte Glasscheiben zeugen bei der Kirche Christi Himmelfahrt von völlig falsch verstandenem Brauchtum.
Auch auf dem Land blieb es nicht immer bei harmlosen Streichen der Güteklasse 'Klopapier und Rasierschaum'. So muss nun ein Autobesitzer in der Oberdorfer Bergstraße zusehen, wie er die Farbe von seinem Wagen bekommt, mit der diesen Unbekannte verziert hatten. Übel heimgesucht wurde ebenfalls in Oberdorf der Spielplatz in der Lehmmulde. Dort müssen die Kinder vorerst ohne Schaukel, Hütte und Tisch auskommen. Das massive Möbel aus Eisen und Holz wurde kaputtgeschlagen und ist nicht mehr zu gebrauchen.
Hinweise zu solchen und anderen kriminellen Freinacht-Streichen erbittet die Polizei unter der Rufnummer (08 31) 59 17-0. Im Augartenweg wurden Wertstoff-Container verwüstet. Fotos: Erika Bachmann Umgeschmissen wurde diese Hütte auf einem Spielplatz im Waltenhofener Ortsteil Oberdorf. Nicht nur 'böse Buben' waren unterwegs. Ein Freinacht-Scherz, wie ihn die Polizei erlaubt, fand sich in Haldenwang. Dort entstand über Nacht diese kombinierte Bad- und Parkanlage.