Hammerwerfen Für Katharina Endraß vom TV Hindelang ist Technik wichtiger als Kraft - Mädchen tun sich manchmal sogar leichter, sagt ihr Trainer">

Artikel: Glücksgefühle bei neuer Bestweite

1. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Hammerwerfen Für Katharina Endraß vom TV Hindelang ist Technik wichtiger als Kraft - Mädchen tun sich manchmal sogar leichter, sagt ihr Trainer

Von Sandra Peter |BadHindelangHammerwerferinnen? Das sind doch diese "Mannweiber", kompakt, muskulös, unweiblich. Doch wer Katharina Endraß sieht, der überdenkt seine Vorurteile ganz schnell. Denn die 15-Jährige aus Bad Oberdorf ist nichts davon - und gleichzeitig eine der besten jungen Hammerwerferinnen Deutschlands.

Über die Vorurteile, die viele den Sportlerinnen gegenüber haben, kann Katharina nur den Kopf schütteln: "Totaler Schwachsinn!". Die neue Generation der Werferinnen sei zwar kräftig, dabei aber durchaus schlank. Das habe man bei den Olympischen Spielen gesehen.

Heute juckt es Katharina Endraß in den Fingern. Zwei Wochen lang war Trainingspause für die Athletin des TV Hindelang, so lange hat sie nicht geworfen. "Ich habe es richtig vermisst", sagt die Berufsschülerin. Denn normalerweise trainiert sie drei Mal in der Woche, jeweils anderthalb Stunden lang. Und das zahlt sich aus: Im Juli wurde die 15-Jährige Bayrische Vizemeisterin und Anfang August wiederum Süddeutsche Vizemeisterin. Da schleuderte sie den drei Kilo schweren Hammer exakt 43,58 Meter weit - und das ist nicht nur ihre persönliche Bestweite, sondern sogar Allgäuer Rekord.

Warum die Sportart als "typisch männlich" gilt, kann Katharina sich gut vorstellen: "Man meint, dass es viel mit Kraft zu tun hat und daher besser zu Männern passt", erklärt sie. "Dabei stimmt das gar nicht."

Trainer Josef Zillibiller bestätigt, dass sich die Mädchen beim Hammerwurf manchmal sogar leichter tun als die Buben. "Technik ist dabei nämlich wichtiger als Kraft, und vom Bewegungsablauf her scheinen die Mädels begabter zu sein", sagt der Leichtathletik-Coach vom TV Hindelang. Er hat beobachtet, dass in den vergangenen Jahren die Mädchen immer stärker beim Hammerwurf-Nachwuchs vertreten sind. Allein beim TV Hindelang gebe es mit mehr als einem Dutzend rund doppelt so viele Mädchen wie Jungen. Vor drei Jahren kam Katharina zu ihrer Sportart. Damals habe sie viele Disziplinen durchprobiert, Diskuswerfen und Kugelstoßen zum Beispiel, und ist beim Hammerwurf hängen geblieben.

Der Reiz dabei: "Von der Technik her ist das eine der schwierigsten Disziplinen, also eine echte Herausforderung", beschreibt die 15-Jährige. Denn man könne so viel dabei falsch machen. Katharina zählt auf: "Zu schnell anfangen, zu langsam drehen, in Rücklage geraten, zu weit drehen, in Vorlage kommen, auf den Boden schauen, und so vieles mehr." Aber dann das Glücksgefühl, wenn man eine neue Bestweite erzielt - das sei schon etwas ganz Besonderes, strahlt Katharina.

50 Meter weit werfen

Und so sind ihre sportlichen Ziele für die Zukunft klar gesteckt: Die Qualifikationsnorm von 39 Metern für die Deutschen Meisterschaften will Katharina im nächsten Jahr packen, dann mit dem vier Kilo schweren Hammer. "Und irgendwann mal 50 Meter weit werfen."