Klettern Die Zwillingsschwestern Rosanna und Ramona aus Bad Oberdorf sind für ihr Leben gern in den Allgäuer Alpen unterwegs - Spaß wichtiger als Leistung">

Artikel: Glücksgefühle auf dem Gipfel

26. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
boxler

Klettern Die Zwillingsschwestern Rosanna und Ramona aus Bad Oberdorf sind für ihr Leben gern in den Allgäuer Alpen unterwegs - Spaß wichtiger als Leistung

Von Sandra Peter | BadOberdorf Wer die Allgäuer Alpen direkt vor der Haustür hat, der ist schlau, wenn er das Meiste aus ihnen herausholt. Ramona und Rosanna Kuisle tun genau das: Die Zwillingsschwestern klettern für ihr Leben gern und sind in den Bergen zu Hause - "just for fun", wie sie beide sagen. "Wir sind echte Allrounder", meint Ramona. Die Mädchen fahren Rad, sind auf Skiern unterwegs, und haben schon die verschiedensten Klettersteige und Touren bewältigt.

Skispringen oder Hammerwerfen ist doch ein Sport für Buben. Oder Dressurreiten und Eiskunstlauf nur was für Mädchen. Von wegen. In unserer Serie "Rollen-Tausch" stellen wir Jugendliche vor, die mit diesem Vorurteil aufräumen.

Wann sie mit dem Klettern angefangen haben? Das ist so lange her, dass es die 17-Jährigen gar nicht mehr so genau sagen können. "Schon als kleine Kinder hat uns unser Vater zum Klettern mitgenommen", denkt Rosanna zurück.

Damals haben die Mädchen gleich Feuer gefangen. "Nach einer schwierigen Kletterpartie ist man stolz und froh, dass man es geschafft hat", beschreibt Rosanna den Kick beim Klettern. An ihrem Sport gefällt den Schwestern außerdem das Teamwork. Geklettert wird in der Gruppe oder mit der Familie, einer verlässt sich auf den anderen, schwierige Anstiege bewältigen die Schwestern gemeinsam.

"Und natürlich spornt man sich dabei gegenseitig an", sagt Rosanna.

Und Ramona meint: "Es ist immer wieder anders und dabei einfach interessanter als zum Beispiel Laufen."

Die Abwechslung kommt nicht von ungefähr, denn immer wieder nehmen die Schwestern andere Routen in Angriff. Am liebsten klettern sie an der 2314 Meter hohen Fuchskarspitze, die zur Hochvogelgruppe gehört. Aber auch im Lechtal waren die Mädchen schon, erinnert sich Ramona: "Da schwärmt jeder davon, der mal dort war."

Zum Klettern braucht es so einiges: Mut, Kraft, und den geschulten Blick für den besten Weg nach oben. Vieles davon komme mit der Zeit von selbst, wenn man viel trainiere, sagen die Schwestern.

Obwohl: Was die Muskelkraft angehe, hätten Jungen von Natur aus Vorteile. Weil sie kräftiger seien, kletterten sie meist automatisch besser, findet Rosanna. Deswegen gibt es wohl auch mehr kletternde Buben als Mädchen, haben die Zwillingsschwestern in ihrem Umfeld beobachtet. Ramona fügt hinzu: "Dafür sind wir Mädels oft geschmeidiger und klettern weniger ruckartig."

Das A und O allerdings sei es, alle Griffe und vor allem die Sicherungstechniken einwandfrei zu beherrschen. "Dann ist klettern relativ ungefährlich", sagt Ramona, ist sich aber gleichzeitig bewusst, "dass immer ein Restrisiko bleibt". "Ein falscher Schritt kann der letzte sein - das hat uns unser Vater schon früh eingebläut", ergänzt Rosanna. Gerade deswegen sei die Konzentration beim Klettern so unheimlich wichtig, sagt die 17-Jährige.

Zwischendurch sollte man daher immer wieder eine Pause einlegen und sich ausruhen. Vor allem draußen in der Natur, wo die Zwillingsschwestern am liebsten klettern. "Dort muss man sich an den Felswänden selbst seinen Weg suchen. Im Gegensatz zu Kletterhallen, wo ja Griffe angebracht sind",

beschreibt Ramona die Faszination.

"Indoor" klettern die Kuisle-Schwestern nur ab und zu, wenn das Wetter mal gar nicht mitspielen will. Denn mit der phänomenalen Aussicht und der frischen Luft in den Bergen können die Hallen nicht mithalten, finden die beiden Auszubildenden. In die Bergwelt zieht es sie daher so oft, wie es eben möglich ist. "Wir trainieren aber nicht regelmäßig", sagt Ramona. Spaß statt Leistung steht für die beiden 17-Jährigen beim Klettern im Vordergrund.

Auch das Angebot an Kletterhallen in der Region sei sehr gut, findet Ramona. Doch an die Natur kämen die nicht heran: "Es gibt nichts Besseres als die Berge", sind sich die Zwillinge einig. Wer die Alpen vor der Haustür hat, der kann die Hallen getrost links liegen lassen.