Gabriele Neun ist gerade von einem Urlaub in Dänemark zurückgekehrt. Es sei schön gewesen, erzählt die 54-Jährige bei einem Gespräch in der MZ-Redaktion, aber es habe auch etwas gefehlt - und zwar die Aussicht. So ist es dann auch der Blick von oben in die Ferne, den sie beim Bergwandern besonders genießt. "Es gibt einem einfach einen Kick, ein Glücksgefühl, wenn man einen Gipfel erreicht." Eine Spitze ganz anderer Art hat Neun im März dieses Jahres "erklommen", nämlich den Vorsitz der Memminger Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV). Sie ist damit die erste Frau an der Spitze des hiesigen Ortsvereins.
"Kein anderer Bewerber"
Zwar habe sie sich nicht um diesen Posten gerissen (Neun: "Es hat sich schlichtweg kein anderer Bewerber gefunden"), dennoch habe sie das Amt gerne übernommen. Dass sie die erste Frau an der Sektionsspitze ist, sieht sie gelassen. Zumal das quantitative Verhältnis von Männern und Frauen beim Verein ausgeglichen sei. Das war nicht immer so. Noch bis 1960 durfte das vermeintlich schwache Geschlecht die Männer bei Bergtouren lediglich begleiten. Mitglieder im Verein durften Frauen nicht werden. "Klettern galt früher als zu anstrengend für sie", sagt die 54-Jährige lächelnd und weist darauf hin, dass die Memminger Bergwacht mit Steffi Notz ebenfalls eine Frau als Chefin hat.
Mit Blick auf ihr neues Amt beim DAV erzählt Neun davon, dass sie die verschiedenen Gruppen wie etwa Familien, Senioren und Jugendliche enger zusammenführen möchte. "Gemeinsame Aktivitäten stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl und verbessern das Engagement für das Ganze", ist die Vorsitzende überzeugt. Dadurch könnte zum Beispiel auch der Übergang von der Jugendgruppe in die Jungmannschaft erleichtert und somit der Wegfall von Mitgliedern vermieden werden. Ein gemeinsames Fest auf der Memminger Hütte sei etwa am 12./13. September geplant.
Neben der Hütte, die von einem Wasserschaden heimgesucht worden war, bereiteten das DAV-Vereinsheim (Wilhelm-Kaiser-Haus) an der Allgäuer Straße und das Berghaus "Wäldele" im Kleinwalsertal der Vorsitzenden in jüngster Zeit viel Arbeit. Denn auf das Wilhelm-Kaiser-Haus war bei Fällarbeiten ein Baum gekracht und beim "Wäldele" brannte der Dachstuhl.
"Da gab es viel zu organisieren", sagt Neun. So bleibe ihr als Vorsitzender mittlerweile weniger Zeit für andere Hobbys. Allerdings gehe sie mit ihrem Mann noch ab und an zum Segeln oder Radfahren: "Die Welt besteht schließlich nicht nur aus Bergen."