Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Gitter und Nasen verhindern Dachlawinen

Allgäu

Gitter und Nasen verhindern Dachlawinen

    • |
    • |

    Kempten/München (jth). - Die vier Kinder und der Erwachsene, die vergangenen Woche an der Iseler-Bahn von einer Dachlawine verschüttet worden waren, sind auf dem Weg der Besserung. Laut Bahn-Geschäftsführer Anton Haug konnten inzwischen auch die beiden stationär untergebrachten Kinder das Krankenhaus verlassen. Hausbesitzer im Allgäu müssen auf Dächern, die an öffentliche Straßen oder Plätze angrenzen, generell Schneefang-Gitter angebracht haben. Dies betonte auf Anfrage ein Versicherungsvertreter und verwies auf Vorschriften in der bayerischen Bauordnung. Vergangene Woche hatte sich vom Dach der Talstation der Iseler-Bahn in Oberjoch eine Schneelawine gelöst (wir berichteten). Dabei waren vier Kinder und ein Erwachsener verschüttet worden. Nach Ermittlungen der Polizei war ein Schneefanggitter abgebrochen und Schneemassen auf etwa zehn Metern Länge heruntergegangen. Geschäftsführer Anton Haug kann sich nach eigenen Worten nach wie vor nicht erklären, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Um Schäden durch Dachlawinen zu vermeiden, schreibt laut Walter Gauß, Obermeister der Dachdeckerinnung Schwaben, die Bayerische Bauordnung Regeln vor. Darin steht geschrieben, dass bei 'mehrstöckigen Gebäuden, soweit die Dächer gegen Eingänge oder gegen weniger als drei Meter entfernte Zugänge oder öffentliche Verkehrsflächen geneigt sind', Vorrichtungen anzubringen sind. Auch sind 'Lawinen-Stopper' erforderlich, wenn ein Gebäude in einer Höhe von mehr als 400 Metern über Meeresspiegel steht und die Dachneigung mehr als 35 Grad beträgt.

    Drei gängige Möglichkeiten Laut Gauß gibt es drei gängige Möglichkeiten, um Dachlawinen zu vermeiden: Schneefanggitter aus verzinktem Eisen und runde Holzbalken, die an Dachhaken befestigt werden. Zudem sind in schneereichen Gebieten so genannte 'Schneenasen' verbreitet. Diese Metallschienen werden auf jeder dritten Dachplatte angebracht. Grundsätzlich gilt laut Gauß die Regel: 'Je steiler das Dach, desto eher rutscht der Schnee'. Allerdings, so räumt der Experte ein, können bei großen Schneelasten auch Gitter und Nasen nicht verhindern, dass Teile der gefrorenen Masse über die Dachrinne rutschen. Nach Angaben von Peter Riegg, Leiter des Amts für Bauverwaltung Kempten, war der extreme Schneefall in den vergangenen Wochen Ursache dafür, dass auch in der Stadt Kempten Dachlawinen zu Boden gegangen waren. Die Stadt könne jedoch bei privaten Häusern nicht zur Verantwortung für Schäden durch Schneemassen gezogen werden. Außerdem sei er nicht dazu befugt, Hausbesitzer aufzufordern, die weißen Massen vom Dach entfernen zu lassen. 'Rechtlich können wir als Bauaufsichtsbehörde nur einschreiten, wenn keine Schneefanggitter auf dem Dach sind.' Schäden durch Dachlawinen zu vermeiden, liege allein in der Verantwortung des Eigentümers des privaten oder öffentlichen Gebäudes.

    Feuerwehr schaufelt Dach frei Der Hausmeister des Neugablonzer AWO-Wohnheims sah vor einigen Tagen wegen gefährlicher Schneemassen auf dem Dach nur die Möglichkeit, die Feuerwehr zu rufen. Laut Thomas Vogt, Stadtbrandrat in Kaufbeuren, haben seine Männer gegen Gebühr mit der Drehleiter Schnee entfernt. Die Feuerwehr zu rufen oder selbst auf Dächer zu steigen und den Schnee herunterzuschaufeln, hält Peter Thalmair, Jurist im Dienst der Allianz-Versicherung, für 'unverhältnismäßig'. Er betont, dass die Haftpflichtversicherung von Hausbesitzern in der Regel haftet, wenn Schneefanggitter vorhanden und Warnhinweise auf Holzstangen aufgestellt werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden