Der Spruch des Abends kommt aus dem Mund von Gitarrist Carl Carlton. "Statt Waffen", meint der Ostfriese, "sollten die Leute lieber Gitarren in ihren Schränken stehen haben." Selbst während des Konzerts mit Peter Maffay und dessen Band in der ausverkauften Big Box sind sie wieder da, diese schrecklichen Bilder aus Winnenden, wo Amokläufer Tim K. eine Spur des Grauens hinterlassen hat.
Viele der 3000 Menschen in Kempten, noch immer tief betroffen von den jüngsten Meldungen, erheben sich nach diesen Worten von ihren Sitzen und applaudieren als deutliches Zeichen der Zustimmung.
"Über sieben Brücken"
Die meisten von ihnen bleiben auch danach stehen, denn Maffay und Co. legen so druckvoll los, dass es einen schier vom Sitz reißt. Erst nach und nach werden bisweilen Tempo und Lautstärke gedrosselt - und am Ende kramen die Musiker auch alte Hits aus wie "Über sieben Brücken musst du gehen", "Tiefer" oder "Eiszeit".
Der Titel seines aktuellen Albums, das Maffay in Kempten unter anderem vorstellt, sagt vieles über ihn aus. "Ewig" heißt es, und eine halbe Ewigkeit schon, so kommt es einem jedenfalls vor, wenn man die alten Hits hört, hat Maffay eine große Fangemeinde um sich geschart.
Sie wird nicht kleiner, nur ein bisschen älter. Allerdings: Wer glaubt, dass angesichts des zunehmenden Alters (bei Musikern und Publikum) die Abende ruhiger und gesetzter werden, liegt falsch. Schnörkelloser Rock findet sich auf der neuen Scheibe, und Maffay, immerhin bald ein Sechziger, macht irgendwie den Eindruck, dass er ewig jung bleibt. Musikalisch und körperlich.
Jedenfalls bearbeitet er in Kempten nicht nur seine Gitarre mit einer beeindruckenden Vitalität - er entpuppt sich auch noch als Künstler, der mit Gestik und Körpersprache die Stimmung im Saal in die Höhe treiben kann.
Teamspieler
Dass sich am Ende die 3000 Besucher schier nicht trennen wollen von ihm und seinen Kollegen, liegt freilich auch zu einem Großteil an den Bandmitgliedern. Maffay ist ein Teamspieler, weshalb er auf seiner Tour keine Probleme damit hat, auch mal in der zweiten Reihe Platz zu nehmen.
Ganz vorne stehen dann brillante Kollegen wie Schlagzeuger Bertram Engel (auch ein guter Klavierspieler, wie man in der Big Box feststellen darf), Pianist Jean-Jaques Krevetz, Gitarrist und Sänger Pascal Kravetz, Bassist Ken Taylor oder Carl Carlton. Letzterer findet nicht offenbar nur die richtigen Töne, sondern auch passende Worte. Siehe oben.