Artikel: Gewerkschaft gegen längere Öffnungszeit

11. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Ladenschluss soll bleiben

Kempten(az). - Mitten im 'Weihnachtsgeschäft', der härtesten Zeit für die Einzelhandelsbeschäftigten, kam zum 'völligen Entsetzen' der Dienstleistungs-Gewerkschaft Verdi der Vorschlag des Bundeskanzlers und seines Superministers Clement, die Ladenschlusszeiten auszuweiten. Solche Pläne lehnt Werner Röll, Gewerkschaftssekretär in Kempten, rundherum ab. 'Wer solche Vorstöße macht, hat keine Ahnung von den massiven Belastungen der Einzelhandelsbeschäftigten.

Diese sind ein Resultat des dramatischen Personalabbaus der letzten Jahre, der ständig steigenden Verkaufsflächen bei stagnierenden Umsätzen und den eh schon für die Kunden undurchsichtigen Öffnungszeiten des Einzelhandels', so Röll. Während immer längerer Öffnungszeiten und der Erhöhung der Verkaufsfläche um 37 Prozent in den letzten zehn Jahren, wurden 250000 Arbeitsplätze abgebaut. Werner Röll: 'Da insgesamt der Umsatz kaum steigt, werden die höheren Betriebskosten durch Abbau von Arbeitsplätzen ausgeglichen. Der Bock wird damit zum Gärtner!' Da, wie schon in der Vergangenheit, kein Cent mehr Umsatz durch längere Ladenöffnungszeiten zu erwarten sei, befürchtet Verdi weitere Umsatzverlagerung von Geschäften, die sich diese Öffnungszeiten jetzt schon nicht leisten können, zu den Konzernen, die versuchen, auf diesem Weg den Verdrängungswettbewerb weiter zu beschleunigen. Die Folge wäre laut des Kemptener Gewerkschaftssekretärs ein noch größeres Ladensterben und eine weitere Verschlechterung der Nahversorgung. Verlierer einer solchen Entwicklung seien nicht nur die Beschäftigten, sondern auch Kunden sowie klein- und mittelständische Einzelhändler.