Speiseplan der Krebse: Würmer, Schnecken, Aas - Serie (10) Oberallgäu/Westallgäu (rf/bes). 60 Prozent der bayerischen Tierwelt sind in ihrem Bestand bedroht. Auch im Allgäu gelten zahlreiche Arten als gefährdet. Reinhold Faulhaber vom Bund Naturschutz Kempten-Oberallgäu stellt etliche seltene Exemplare vor. Heute: Flusskrebs und Steinkrebs.
Der steinige Untergrund seiner Heimatbäche gab dem Steinkrebs seinen Namen. Er zählt gemeinsam mit dem Flusskrebs zum einzigen Vertreter dieser Gattung im Allgäu. Letzterer fühlt sich - anders als sein Name vermuten lässt - auch in stehenden Gewässern wohl, wenn er in Uferhöhlen oder unter Steinen Unterschlupf findet. Zu den natürlichen Vorkommen zählen Rottach- und Grüntensee sowie die Wertach. Im Landkreis Lindau kommt der Steinkrebs nach Auskunft von Manfred Miller, Sachgebietesleiter für Naturschutz beim Landratsamt, nicht vor. Ein Flusskrebsmännchen kann bis zu 25 Zentimeter lang werden. Der seltenere Steinkrebs zieht kühlere Gewässer vor, und ist bei uns noch erfreulich weit verbreitet. Er besiedelt die Illerquellbäche und -zuflüsse. Auch in der Argen sowie der Leiblach ist der deutlich kleinere Verwandte vertreten. Im Westallgäu kommt der Flusskrebs vor allem in den Bächen rund um Lindenberg vor. Beide Zehnfüßer (auch Scherenbeine zählen) ähneln sich in Aussehen und Verhalten sehr. Auf dem nächtlichen Speiseplan stehen Wasserpflanzen, Würmer, Schnecken und Aas - was Krebse zu ausgezeichneten Gesundheitspolizisten macht. Bei Gefahr schießt er mit einem kräftigen Schlag seines fächerförmigen Schwanzes rückwärts davon. Das Wachsen ist für die urigen Tiere wegen des Panzers ein Problem. Um aus ihrer alten Haut fahren zu können, bildet sich zwischen Brustteil und Hinterleib ein Querriss. Die Panzer beider Körperhälften werden jeweils als Ganzes abgestreift und anschließend aufgefressen. Im Kampf verlorene Gliedmaßen werden bei der Häutung wieder ersetzt. Der wehrlose 'Butterkrebs' - so genannt nach seiner jetzt butterweichen Haut - ist nach dieser Prozedur müde und etwa eine Woche lang nicht in der Lage zu fressen. Dafür wird er um so öfter zur Beute von Raubfischen, Bisamratten oder Reihern. Negativ wirkt sich der gegen 1880 in das Donauflusssystem eingesetzte Aal aus, da dieser dem Krebs bis in die Wohnhöhle nachstellt. Die größte Gefahr stellt jedoch die 1880 mit dem amerikanischen Flusskrebs nach Bayern eingeschleppte Krebspest dar. Diese Pilzerkrankung hätte den zuvor hohen heimischen Bestand beinahe komplett ausgerottet.