Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Gesellschaftliche Pflicht im Namen des Volkes

Allgäu

Gesellschaftliche Pflicht im Namen des Volkes

    • |
    • |
    Gesellschaftliche Pflicht im Namen des Volkes
    Gesellschaftliche Pflicht im Namen des Volkes Foto: martina diemand

    Von Sabine Beck|KemptenDie Gemeinden haben ihre Vorschläge bereits abgegeben, die Entscheidung steht bald an - nämlich darüber, wer ab 1. Januar 2009 an Amts- und Landgericht als Schöffe tätig wird. Von 2009 bis 2013 dauert die nächste Amtsperiode und viele Menschen haben sich freiwillig dafür beworben. Andere wurden von ihren Kommunen vorgeschlagen. Doch was bedeutet es eigentlich, Schöffe zu sein? Wir sprachen darüber mit Wolfgang Schulte und Wolfgang Heinlein, die das Amt seit acht und vier Jahren freiwillig bekleiden.

    Am Anfang war es reine Neugier. Das geben Wolfgang Schulte, 59, und Wolfgang Heinlein, 62, ganz unumwunden zu. Wie geht es zu bei Gericht, wie begibt man sich bei einer Verhandlung auf die Suche nach der Wahrheit und vor allem: wie findet man sie? Das interessierte den ehemaligen Berufssoldat Schulte und den ehemaligen Sachbearbeiter bei einem Telekommunikationsunternehmen Heinlein zu Anfang. Rund zwölf Mal im Jahr hat jeder von ihnen Gelegenheit, das für sich herauszufinden. Denn rund zwölf Mal im Jahr sitzen sie zu Gericht.

    Wie findet man die Wahrheit? 'Das ist manchmal nicht einfach', weiß Wolfgang Schulte, der bereits vier Jahre am Landgericht als Schöffe tätig war und nun ehrenamtlicher Richter am Amtsgericht ist. 'Aber mit der Zeit kennt man die Abläufe, wird sicherer und traut sich auch mal, contra zu geben.' Und genau das sei wichtig in diesem Ehrenamt: 'Die Berufsrichter haben als Profis das Juristische im Blick', ergänzt Wolfgang Heinlein. Bei den Schöffen gehe es darum, ihren 'gesunden Menschenverstand' einzubringen, das eigene Rechtsempfinden auszudrücken. Schließlich werden Urteile im Namen des Volkes gefällt und genau dessen Vertreter sind die Schöffen. Deshalb haben bei den Verfahren - meist mit zwei Schöffen und einem Berufsrichter - alle dasselbe Stimmrecht.

    Doch wie kommt man dazu, als Laie Recht über andere zu sprechen? 'Es ist eine Pflicht an der Gesellschaft', sagen die Schöffen. Man müsse einfach seinen Teil dazu beitragen und das tue man beileibe nicht immer gerne. Schulte erinnert sich: 'Ein junger Mann hatte seinen Vater umgebracht, der ihn jahrelang gequält hatte.' Um Mord ging es und eigentlich, als Mensch, so Schulte, hatte er auf eine Weise Verständnis für den Täter. 'Aber darum geht es nicht, man muss rein nach dem Recht urteilen.'

    Was zwischen Richter und Schöffen hinter verschlossenen Türen besprochen wird, ist eine demokratische Angelegenheit. 'Da kommt es schon mal vor, dass man mit einem Urteil unzufrieden ist', sagt Wolfgang Heinlein. Hauptsache sei, dass man seine Meinung nach bestem Gewissen vertrete - und die Fälle letztlich im Gerichtsgebäude zurück lasse, auch wenn sie einen stark berühren. Nur manchmal, da würden sich die Schöffen wünschen, zu erfahren, was aus dem ein oder anderen Angeklagten geworden ist. 'Das Feedback fehlt', sagt Wolfgang Schulte: 'Einfach die Bestätigung, dass das Urteil auch richtig war.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden